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Beitrag vom 27.04.2007
Gazelle - das multikulturelle Frauenmagazin
Clarissa Lempp
Sineb El Masrar, 24 Jahre, Kauffrau und Pädagogin, plündert ihr Konto, leiht Geld von den Eltern und gründet im Juli 2006 im Ein-Frau-Verlag die erste multikulturelle Frauenzeitschrift Deutschlands.
Gazelle ist ein eigenfinanziertes multikulturelles Frauenmagazin, das aufgrund der Themenschwerpunkte und seiner Zielgruppe in Deutschland wohl einzigartig ist. Zwar gibt es Rubriken wie Mode und Schönheit, es werden auch Kochrezepte vorgestellt und Dr. Hülya Bingöl, Fachärztin für Kinder-und Jugendpsychatrie und -psychotherapie, gibt in der "Lebensberatung" Ratschläge an genervte oder besorgte Mütter. Aber es soll um mehr gehen, als den "letzten Schrei aus Paris oder New York," stellen die Gazelle-Macherinnen klar. Sie soll vor allem auf die spezifischen Probleme, Bedürfnisse und Interessen von Migrantinnen in der Bundesrepublik, aber auch deutschen Bürgerinnen eingehen und aufmerksam machen.
Sinebs Eltern stammen aus Marokko. Ihr Vater, ein Kfz-Schlosser, kam bereits Mitte der 60er Jahre nach Deutschland und holte Ende der 70er Sinebs Mutter nach. Weil der Vater keinen Kontakt zu anderen MigrantInnen wünscht, wächst Sineb nur mit deutschen Freundinnen auf. Obwohl sie sich wohl fühlt ist ihr bewusst, dass sie ein Einwandererkind ist und als Muslima anders als die anderen. Nachdem sie mit 16 Jahren zunächst plant, eine Boutique in Marokko zu eröffnen, beginnt sie zu schreiben und bleibt doch in Deutschland, um eine Ausbildung als Erzieherin in einer Hörgeschädigtenschule zu machen. Sie verfasst nebenbei Artikel für ein Online-Magazin und arbeitet an einem Drehbuch. Irgendwo dazwischen entstand die Idee zu "Gazelle". Sie sucht in Internetforen nach einem multikulturellen Redaktionsteam und findet schließlich Redakteurinnen aus dem Iran, Afghanistan, Gambia oder Tübingen. Alle arbeiten unentgeltlich.
Nach der ersten Ausgabe, mit einer Auflage von 10.000 Stück, gibt es Schwierigkeiten beim Vertrieb. Die Gazelle gibt es erst nur in Bahnhofsbuchhandlungen und auch da findet sie sich eben nicht neben Emma und den gängigen Frauenmagazinen, sondern mal zwischen Diätzeitschriften oder sogar in der Pornoecke. Die zweite Ausgabe, die zum September 2006 geplant war, musste erst mal verschoben werden. Aber das Weitermachen hat sich gelohnt. Dank der Unterstützung durch die Leserinnen, die von 5 bis 50 Euro pro Heft "spendeten", ist im April 2007, nach fast neun Monaten, die zweite Ausgabe endlich auch im Zeitschriftenhandel und am Kiosk erhältlich.
Die Gazelle ist für 3,80 Euro am Kiosk erhältlich (ISSN: 1863-1401) oder kann versandkostenfrei im Internet bestellt werden über:
www.gazelle-magazin.de