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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 25.01.2019


Tove Jansson - Stadt der Sonne. Verlosung
Doris Hermanns

In der Sun City St. Petersburg in Florida, angepriesen als Paradies auf Erden, verbringen die BewohnerInnen eines Gästehauses ihren Lebensabend. Auf gekonnt liebevolle Art beschreibt die 2001 gestorbene finnische Malerin, Karikaturistin, Grafikerin, Comic-Zeichnerin, Illustratorin und Schriftstellerin, Dramaturgin und Bühnenbildnerin Tove Jansson ihre skurrilen Persönlichkeiten. AVIVA verlost 2 Bücher




Wo Tove Jansson ihre Erzählungen normalerweise eher in den nördlichen kälteren Gefilden Europas spielen lässt, hat sie diesmal die Handlung in eine "Sun City" - eine Stadt der Sonne – verlegt. Angeregt durch einen Besuch in St. Petersburg in Florida, in dem sie mit ihrer Partnerin Tuulikki Pietilä im Guesthouse Butler Arms abgestiegen war, fing sie noch dort an, diesen Roman zu schreiben und behielt dabei sowohl den Namen des Ortes als auch den der Pension bei.

St. Petersburg ist ein Ort, an dem hauptsächlich alte Menschen leben. Die ganze Stadt ist auf sie eingestellt. So führen die Läden Hörgeräte, bieten Blutdruckmessungen, sowie Informationen zu Renten, Einäscherungen und juristische Beratungen an. Es ist ein ruhiger Ort, an dem es kaum junge Leute gibt. Zwei von ihnen spielen jedoch eine Rolle in dem Roman. Zum einen Linda, eine mexikanische Einwanderin, die in der Pension arbeitet, und zum anderen ihr Freund Joe, der auf dem Schiff des Films "Meuterei auf der Bounty" seinen Lebensunterhalt verdient, aber im Wesentlichen seine Zeit damit verbringt, einer Nachricht des Jesusvolks entgegenzufiebern, das auf die Wiederkehr Jesus wartet, die aber auf sich warten lässt.

Über Menschen im Alter und ihre Eigenarten hat Tove Jansson bereits früher geschrieben, so z. B. in ihrer Erzählung "Die Zuhörerin". Im Mittelpunkt dieses Romans von 1974, der nach zwei Erzählungsbänden und einem Band mit Erinnerungen ihr Romandebüt war, stehen jetzt eine ganze Reihe von alten Menschen, meist sind es Frauen, die auf ihr Lebensende warten. Täglich sitzen sie auf den Veranden der Pensionen auf ihren festen Plätzen auf Schaukelstühlen. Nichts darf diese Ordnung stören. Und so wie sie nebeneinander sitzen, so verhalten sie sich auch zu einander: Sie wissen kaum, wer die anderen sind, ihre früheren Leben spielen kaum noch eine Rolle, sie leben nur noch im Jetzt: "Die meisten befinden sich im Leerlauf der Routine".

Es sind skurrile Persönlichkeiten, die Jansson hier beschreibt, mit all ihren Macken und Eigenheiten. Dass sie an sich nichts voneinander wissen, bemerken einige nach dem Tod zweier Schwestern, die ihre Zeit Bücherlesend auf der Veranda verbracht hatten. Über sie war ihnen nichts bekannt, außer, dass sie aus Polen eingewandert waren. Den Tod an sich finden die BewohnerInnen nicht bemerkenswert, er gehört für sie zum Alltag und ist nicht der Rede wert. "Sie haben es hinter sich gebracht."

Elisabeth Morris wird eher zufällig gefragt, ob sie Klavierspielen könne, als eine andere Bewohnerin, Hannah Higgins, einen Brief ihres Neffen erhält, der ihr ein Lied geschickt hat. Aus dem Vorspielen entwickelt sich ein fröhlicher Abend, der mehr Publikum anzieht und an dem auch getanzt wird. Am nächsten Morgen wird sie auf ihr neues "Hobby" angesprochen – auf die Idee, dass sie früher Filmmusik komponiert haben könnte, kommt natürlich keine, denn keine fragt nach dem, was die anderen früher getan haben. "Und wenn schon! Sie wird nie verstehen können, wie es war." Verständnis wird nicht wirklich erwartet, die meisten leben in sich selber zurückgezogen.

Auch die Ankunft eines ehemaligen Künstlers kann die Ruhe im Ort nicht in Gefahr bringen, schließlich ist auch er inzwischen alt geworden und die wenigsten können sich noch an ihn erinnern. Gleich nach seiner Ankunft wird er jedoch von einer Bewohnerin gedrängt, zum jährlichen Frühlingsball zu kommen, Lust hat er keine, aber er ist an Bewunderung gewöhnt, auch wenn sie - wie in diesem Falle - nur von einer einzelnen Frau kommt. Der Höhepunkt des Festes ist sein Besuch jedoch nicht, da der Bürgermeister mitten in einem Tanz tot umfällt.

Als sie in einer Lotterie gewonnen hat, wünscht sich die frühere Schneiderin Miss Peabody nur "Sonne! Sonne! Ein eigenes Zimmer für mich allein!" – was sie dann auch in St. Petersburg findet.
Während Hannah Higgins auf der Veranda Lilien aus Eierschachteln ausschneidet, häkeln oder stricken andere. Der Kontakt mit den anderen ist eher spärlich. Mr. Thompson, der einzige Mann im Haus, macht sich einen Spaß daraus, die Frauen zu erschrecken. Aber auch er hat seine eigene Geschichte, die ihn einholt.

Es ist eine sehr ruhige Geschichte, bewegend sind nur die Charaktere. Die LeserInnen erfahren dabei mehr von ihnen als die BewohnerInnen, denn "… dann sitzen wir da, und nichts ist gesagt worden." Den LeserInnen ist jedoch eine wunderbare Geschichte erzählt worden.

AVIVA-Tipp: Weniger die ruhige Handlung, als die liebevollen Beschreibungen der alten Menschen, sind es, die diesen für Jansson eher ungewöhnlichen Roman so lesenswert machen. Sie beschönigt nichts, lässt allen ihre Eigenheiten, egal wie skurril oder unangenehm diese sein mögen, aber sie weckt Verständnis für alle, da sie die Hintergründe der jeweiligen Leben kurz einfließen lässt.

Zur Autorin: Tove Jansson (1914-2001) wuchs in einem KünstlerInnenhaushalt in Helsinki auf. Mit 16 begann sie in Stockholm ihre künstlerische Ausbildung, studierte in Paris und Helsinki und arbeitete als Illustratorin und Karikaturistin. International wurde sie durch ihre Mumin-Bücher und -Comics bekannt, schrieb aber außerdem viele Romane und Kurzgeschichten für Erwachsene. In den 50er-Jahren traf sie die Graphikerin Tuulikki Pietilä, mit der sie bis zu ihrem Lebensende zusammenblieb.

Tove Jansson
Stadt der Sonne

Originaltitel: Solstaden
Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer
ISBN 978-3-8251-5129-4
Urachhaus, erschienen 2018
208 Seiten, Hardcover mit Umschlag
Euro 21,00
Mehr zum Buch unter: www.urachhaus.de


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Weiterlesen:

Website zu Tove Jansson:
www.tovejansson.com

Das Unternehmen Oy Moomin Characters Ltd, das Tove Jansson mit ihrem Bruder Lasse Ende der 1950er Jahre gründete, ist im Netz zu finden unter:
www.moomin.com

www.fembio.org

www.reprodukt.com

Westin, Boel: Tove Jansson: Life, Art, Words. The Authorized Biography. Translation: Silvester Mazzarella. Sort of Books 2014


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Beitrag vom 25.01.2019

Doris Hermanns