Freeheld. Jede Liebe ist gleich. Kinostart 7. April 2016 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 25.03.2016


Freeheld. Jede Liebe ist gleich. Kinostart 7. April 2016
Christine Langer

Die Liebesgeschichte mit Julianne Moore und Ellen Page basiert auf einer wahren Geschichte. Die an Krebs erkrankte Polizistin Laurel Hester wird zur politischen Aktivistin, als ihrer Lebensgefährtin Stacie Andree der Anspruch auf Hinterbliebenenversorgung verwehrt wird.




Julianne Moore hat in "The Kids Are All Right" im Jahr 2010 schon einmal eine Lesbe verkörpert. Anders als in dem Feel-Good-Movie, in dem es um ein Frauenpaar geht deren Kinder ihren biologischen Vater kennen lernen wollen, steht in dem Drama "Freeheld" das Thema Gleichberechtigung im Vordergrund.

Gegensätze ziehen sich an
Die Polizistin Laurel Hester (Julianne Moore) und die Mechanikerin Stacie Andree (Ellen Page) lernen sich bei einem Volleyballspiel kennen und verlieben sich trotz ihres großen Altersunterschieds ineinander. Während Stacie offen zu ihrer Liebe steht, verheimlicht die pragmatische und kompromisslose Laurel ihr Privatleben aus Angst um ihre Karriere sogar, als ihr Polizeipartner Dane Wells (Michael Shannon) von dem Outing seiner Tochter erzählt.

Gerade als sich das Frauenpaar den Traum vom gemeinsamen Leben mit Haus und Hund erfüllt hat, wird bei Laurel Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Laurels letzter Wunsch ist es, dass ihre Pensionsansprüche auf ihre Lebensgefährtin Stacie übertragen werden, damit sie weiterhin in dem gemeinsamen Haus wohnen kann. Doch der konservative Gemeinderat der Freeholder weigert sich, die Witwenrente gleichgeschlechtlichen Paaren zuzugestehen.
Mit Hilfe von Dane, der Laurel als einziger Kollege loyal zur Seite steht, gewinnt sie die Unterstützung des schwulen und exzentrischen jüdischen Aktivisten Steven Goldstein (Steve Carell), der sich im ganzen Bundesstaat für die Rechte von Schwulen und Lesben engagiert. So wird das Liebespaar durch den Kampf um ihre persönlichen Rechte zu politischen Aktivistinnen und Teil einer bundesweiten Bewegung.

Diskriminierende Gesellschaftsstrukturen
In dem Spielfilm von Peter Sollett geht es neben der rechtlichen Gleichstellung auch um Homophobie innerhalb der Polizei und geschlechtsspezifische Diskriminierung in "männertypischen" Berufen. Laurel und Stacie müssen beide in ihren Berufen überdurchschnittliche Leistung erbringen, um die Anerkennung ihrer männlichen Kollegen zu erlangen.

Julianne Moore, die 2016 mit dem Oscar für "Still Alice – Mein Leben ohne Gestern" ausgezeichnet wurde, hat an der Rolle der Laurel besonders beeindruckt, dass sie "ihr ganzes Leben versucht hat, anderen Menschen zur Gerechtigkeit zu verhelfen, aber ausgerechnet in ihrem letzten Jahr alles daransetzen muss, dass diese auch ihr selbst und ihrer Partnerin zuteil wird, das ist schon bittere Ironie."

Ellen Page konnte in ihre Rolle auch eigene Erfahrungen miteinfließen lassen. Auf der Konferenz der Human Rights Campaign outete sie sich erstmals. Die kanadische Schauspielerin hat sich während der Vorbereitung auf den Film mit der heute in New Jersey lebenden Stacie Andree getroffen und sie während des Drehs regelmäßig per SMS zu ihrem Verhalten befragt, um ihren Charakter so authentisch wie möglich darstellen zu können. Die reale Stacie Andree wurde beim Verfassen des Drehbuchs miteinbezogen und hatte einen Gastauftritt während einer Gemeinderatsversammlung.

Eine wahre Geschichte: Die Dokumentation "Freeheld"
Große Aufmerksamkeit erreichte Laurel Hesters und Stacie Andrees Kampf für gleiche Rechte bereits 2007 durch den gleichnamigen mit dem Oscar preisgekrönten Dokumentarkurzfilm von Cynthia Wade. Als die Regisseurin 2005 von der Geschichte hörte, begann sie die Sitzungen des Gemeinderats in Ocean County (New Jersey) ohne Finanzierung zu filmen. "Dies war nicht nur eine komplizierte Geschichte über gesellschaftliche Veränderungen, sondern auch ganz allgemein eine über Liebe, Mut, Gemeinschaft und Durchhaltevermögen."
Der Titel "Freeheld" spielt auf verschiedene Doppeldeutigkeiten an, einerseits auf die Bezeichnung der Bezirksbeamten in New Jersey, andererseits auf die emotionale Belastung für das Paar, das gemeinsame Haus nach Laurels Tod zu behalten.
Während der Dreharbeiten des Spielfilms veränderte sich die rechtliche Situation in den USA grundlegend: Im Juni 2015 legalisierte der Oberste Gerichtshof die gleichgeschlechtliche Ehe in allen US-Bundesstaaten. Damit wurde auch die Beamt_innenversorgung für Lesben und Schwule rechtlich geregelt.

"Freeheld" wurde für zahlreiche Awards nominiert und beim San Sebastián International Film Festival mit dem Preis als Bester Film ausgezeichnet. Der Titelsong des Films, "Hands of Love", wurde von Linda Perry geschrieben, die die Lyrics spontan nach dem Screening im Auto verfasst hat. Performt wird der Song von Miley Cyrus, die im vergangenen Jahr die "Happie Hippie foundation" ins Leben gerufen hat, eine Organisation, die wohnungslose Jugendliche und LGBTQ-Jugendliche unterstützt.
Die LEAGUE-Foundation vergibt seit 2006 jährlich ein Laurel Hester-Stipendium an US-High-School Absolvent_innen, die sich öffentlich als LGBT identifizieren.

AVIVA-Tipp: "Freeheld" ist eine Liebesgeschichte über Gleichberechtigung und Loyalität, mit Schauspieler_innen, die ihre Rollen authentisch und leidenschaftlich verkörpern.

Zur Hauptdarstellerin: Julianne Moore, geboren 1960 in Fayetteville, einem kleinen Ort an der Ostküste der USA, studierte am American College in Frankfurt sowie an der "School of Arts at Boston University" Schauspiel. Sie ist für ihre vielfältigen Rollen bekannt und wurde mit zahlreichen Awards ausgezeichnet. Zu Moores wichtigsten Filmen gehören unter anderem "The Hours" (2002), "Far from Heaven" (2002), "Crazy, Stupid, Love" (2011) "The Kids Are All Right" (2010) sowie "Stil Alice-Mein Leben ohne Gestern" (2012), für den sie 2016 den Oscar als beste Schauspielerin gewann. Julianne Moores nächster Film, "Maggie’s Plan", ist ab August 2016 im Kino zu sehen.
Mehr Informationen zu Julianne Moore unter: www.julianne-moore.com
Zur Hauptdarstellerin: Ellen Page, geboren 1987 in Halifax in Kanada, begann ihre Schaupielkarriere bereits als 10-jährige in der kanadische Fernsehserie "Pit Pony" (1999), für die sie den Young Artist Award gewann. Für ihre Rolle in "Juno" wurde die Schauspielerin vielfach ausgezeichnet. Zu ihren letzten Filmen zählen "Inception" (2010), "To Rome with Love" (2012), "The East" (2012), "Touchy Feely" (2013) und "Into the Forest" (2015). In ihrem nächsten Projekt, "Lioness", spielt Page die US-Marine Offizierin Leslie Martz, die auf eine Geheimdienst-Mission nach Afghanistan geschickt wird.
Mehr Informationen zu Ellen Page unter: www.imdb.com

Freeheld. Jede Liebe ist gleich
USA 2016
Regie: Peter Sollett
Drehbuch: Ron Nyswaner
Darsteller_innen: Julianne Moore, Ellen Page, Steve Carell, Michael Shannon
Verleih: Universum Film
Lauflänge: 114 Minuten
Kinostart: 7. April 2016
www.freeheld.movie

Mehr Informationen zum Film:
Trailer zum Film
Freeheld auf Twitter
www.facebook.com

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Still Alice - Mein Leben ohne Gestern Dass die Hauptdarstellerin Julianne Moore heißt, ist fast ein Garant dafür, dass dieser Film unter die Haut geht. Denn Moore verkörpert ihre Rollen so eindringlich wie kaum eine andere. In diesem Fall sorgt außerdem das Thema dafür, dass niemand den Kinosaal ungerührt verlässt. (2015)

Juno Nach dem Erfolgsfilm "Thank you for smoking" meldet sich Jason Reitman mit einer phänomenalen Coming-of-Age Komödie zurück, die ohne die gängigen Teeny-Stereotypen auskommt. Mit Ellen Page (2007)

Im Himmel trägt man hohe Schuhe Eine Tragikomödie von "Twilight"-Regisseurin Catherine Hardwicke mit Drew Barrymore und Toni Collette über die Folgen einer Brustkrebserkrankung, die eine große Herausforderung für eine langjährige Frauenfreundschaft darstellt. (2016)



Kultur

Beitrag vom 25.03.2016

AVIVA-Redaktion