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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 21.10.2016


Wir sind Juden aus Breslau
AVIVA-Redaktion

Der neue Kinodokumentarfilm der Berliner FilmemacherInnen Karin Kaper und Dirk Szuszies ("Aber das Leben geht weiter") stellt 14 ZeitzeugInnen in den Mittelpunkt, die sich nicht nur an vergangene jüdische Lebenswelten in Breslau erinnern: Sie waren jung, blickten erwartungsfroh...




... in die Zukunft, fühlten sich in Breslau, der Stadt mit der damals in Deutschland drittgrößten jüdischen Gemeinde, beheimatet.

Dann kam Hitler an die Macht. Ab diesem Zeitpunkt verbindet diese Heranwachsenden das gemeinsame Schicksal der Verfolgung durch Nazi-Deutschland als Juden: Manche mussten fliehen oder ins Exil gehen, einige überlebten das Konzentrationslager Auschwitz. Der Heimat endgültig beraubt, entkamen sie in alle rettenden Himmelsrichtungen und bauten sich in den USA, England, Frankreich, und auch in Deutschland ein neues Leben auf. Nicht wenige haben bei der Gründung und dem Aufbau Israels wesentlich mitgewirkt.

14 ZeitzeugInnen stehen im Mittelpunkt des Films. Sie erinnern nicht nur an vergangene jüdische Lebenswelten in Breslau. Ihre späteren Erfahrungen veranschaulichen eindrücklich ein facettenreiches Generationenporträt. Einige von ihnen nehmen sogar den Weg in die frühere Heimat auf sich, reisen ins heutige Wrocław, wo sie einer deutsch-polnischen Jugendgruppe begegnen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus schlägt der Film eine emotionale Brücke von der Vergangenheit in eine von uns allen verantwortlich zu gestaltende Zukunft.

Eine Rolle im Film spielt auch der Wiederaufbau einer jüdischen Gemeinde in Wrocław. Diese Einbindung macht die Fallhöhe deutlich, der Kontrast zum Vergangenen, zum unwiderruflich Verlorenen, wird schmerzhaft größer und deutet doch die Möglichkeit eines zarten Neubeginns an.

Die Produktionsgeschichte dieses Films ist eine besondere. Bedingt durch das hohe Alter aller ProtagonistInnen gab es keinen Vorlauf bei der Produktion. Letzte Dreharbeiten fanden noch im Mai dieses Jahres statt.

Die Weltpremiere war am 6.11.2016 in Wroclaw, die Premiere in Deutschland am 12.11.2016 auf dem Filmfestival Cottbus.
Die Berliner Premiere fand am 13.11. im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums statt.


Zu dieser (ausverkauften) Premiere waren als besondere Gäste vier der ProtagonistInnen anwesend: Anita Lasker-Wallfisch (Überlebende des Frauenorchesters in Auschwitz), Renate Lasker-Harpprecht (Autorin und Journalistin, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen), Professor Abraham Ascher (Distinguished Professor Emeritus, Graduate Center, City University of New York) und Wolfgang Nossen (ehemaliger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Erfurt) – sowie den Schirmherrn des Dokumentarfilmprojekts, Dr. Rafał Dutkiewicz, Stadtpräsident von Wrocław.

Wir sind Juden aus Breslau

ProtagonistInnen:
Esther Adler, Gerda Bikales, Anita Lasker-Wallfisch, Renate Lasker-Harpprecht,
Walter Laqueur, Fritz Stern, Guenter Lewy, David Toren, Abraham Ascher,
Wolfgang Nossen, Eli Heymann, Mordechai Rotenberg, Max Rosenberg, Pinchas Rosenberg
Musik: Bente Kahan, Carlo Altomare, Patrick Grant, Simon Wallfisch
Länge des Films: 108 Minuten.
Format: DCP
Kinoton 5.1.
Mehr Informationen zum Film und der Trailer:

www.judenausbreslaufilm.de

vimeo.com
Offizieller bundesweiter Kinostart war am 17.11.2016


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Preis für Verständigung und Toleranz geht an Renate Lasker Harpprecht, Anita Lasker Wallfisch und Hasso Plattner
Seit 2002 zeichnet das Jüdische Museum Berlin Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik aus, die sich auf herausragende Weise um Verständigung und Toleranz verdient gemacht haben. Auch im Kinodokumentarfilm "Wir sind Juden aus Breslau" sind die Schwestern als Protagonistinnen vertreten. (2016)

Aber das Leben geht weiter. Ein Dokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies. Ab 1. Dezember 2012 auf DVD
In der sensibel aufbereiteten Dokumentation wird das Thema "Flucht und Vertreibung" auf sehr persönliche Art anhand dreier Generationen von Frauen beleuchtet. Die Regisseurin setzt mit ihrem Film ein Zeichen der Annäherung an die deutsch-polnische Geschichte und sowohl individuelle als auch kollektive Schicksale.



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Beitrag vom 21.10.2016

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