The Tree - Ein Film mit Charlotte Gainsbourg. DVD-Start 02. September 2011 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 17.08.2011


The Tree - Ein Film mit Charlotte Gainsbourg. DVD-Start 02. September 2011
Yasmine Georges

Von Liebe und Trauer, vom Verlust und dem Mut nach vorne zu schauen erzählt Julie Bertuccellis zweiter Spielfilm. In der unberührten Weite Australiens entfesselt die Regisseurin ein Feuerwerk der...




... Gefühle und der Naturgewalten. Und während der schmale Grat zwischen Realität und Phantasie allmählich verschwimmt, beginnt für eine Familie ein neues Leben.

In dem Zimmer ist es dunkel, nur durch einen kleinen Spalt dringt mittägliches Sonnenlicht. Die Frau liegt erschöpft auf dem Bett, von Weinkrämpfen geschüttelt, flüchtet sie sich in die Tiefen ihrer Trauer.

Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes ist Dawn (Charlotte Gainsbourg) mit den vier Kindern auf sich gestellt, und fällt in eine tiefe Depression, während die Kinder allein zurechtkommen müssen. Die achtjährige Simone (Morgana Davies) findet ihren eigenen Weg mit dem Verlust umzugehen, als sie entdeckt, dass der Feigenbaum vor dem Haus ihren verstorbenen Vater beheimatet. Zwischen den wispernden Blättern und den großen Ästen findet das Mädchen Trost und Geborgenheit. Als Dawn hinter das Geheimnis ihrer Tochter kommt, will sie die positive Ausstrahlung zuerst nicht wahrhaben und wehrt sich vehement dagegen, doch dann beginnt der Baum ein Eigenleben zu führen und mehr und mehr in das Leben der Familie einzugreifen.

Charlotte Gainsbourg glänzt in ihrer Rolle als verstörte Mutter, die mit der Wucht des Verlusts und der Eigensinnigkeit der Natur konfrontiert wird. Zerbrechlich und stark zugleich lässt sie Dawn erscheinen, gebeutelt von den jüngsten Ereignissen und auf der Suche nach einem neuen Anfang. Den findet die vierfache Mutter zuerst an ihrem neuen Arbeitsplatz und dann in den Armen ihres Arbeitgebers George (Marton Csokas) . Doch der Geist des Verstorbenen bleibt weiterhin präsent, er haftet wie eine unsichtbare Präsenz an den Wänden des Hauses und zwischen dem Astwerk des Feigenbaums. Auf der Suche nach Feuchtigkeit beginnen seine Wurzeln schließlich, das Haus von Innen heraus zu zerstören. Nun ist es an Dawn, eine Entscheidung zu treffen.

"The Tree" ist Julie Bertuccellis zweiter Langfilm. Nach ihrem Debüt "Seit Otar fort ist" hat sich die Regisseurin an eine Literaturverfilmung gemacht. "The Tree" basiert auf Judy Pascoes Kinderbuch "Die Geschichte vom großen Baum". Für die Leinwand hat Julie Bertuccelli dem literarischen Stoff nach eigenen Angaben ein wenig mehr Ernst beigemischt und den Blickwinkel verändert. "Ich wollte einen Film für Erwachsene machen, der zugleich zärtlich und humorvoll ist.", erklärt die Regisseurin. Feinfühlig verfolgt sie Dawn, Simone, ihre Brüder und ihren Umgang mit dem Schmerz. Dennoch bleibt der Baum im Vorgarten der unbestrittene Hauptdarsteller des Films. Er drängt sich gleich einem eifersüchtigen Geliebten in die wiederhergestellte Normalität des familiären Lebens, als Dawn und George sich zaghaft näher kommen und bietet Simone, und später auch Dawn, mit seinem Geäst eine Möglichkeit dem Vater zu gedenken.

Das Rascheln der Blätter und das Knacken des Holzes geben dem Film einen eigentümlichen Soundtrack, der unheimlich und bedrohlich, zugleich aber auch eigenartig vertraut erscheint. Schlussendlich bleibt es den ZuschauerInnen selbst überlassen ob sie sich dem Übernatürlichen hingeben oder sich weiterhin von der australischen Landschaft bezaubern lassen, die die Regisseurin in Bildern voll wilder Schönheit eingefangen hat.

"The Tree" war der offizielle Abschlussfilm des Filmfestivals Cannes 2010.

AVIVA-Tipp: Ein Film, der die ZuschauerInnen in das Mysterium Natur eintauchen lässt und mit der Grenze von Phantasie und Wirklichkeit spielt. Sowohl als humorvoller Familienfilm, als auch als eingehende Studie der Trauer ist "The Tree" ein Filmerlebnis, das mit überzeugenden DarstellerInnen und einer einnehmenden Kulisse überzeugt.

Zur Regisseurin: Julie Bertuccelli studierte Philosophie und absolvierte im Anschluss eine Ausbildung als Dokumentarfilmerin am Ateliers Varan in Paris. Sie drehte mehrere Dokumentarfilme, die auf diversen Festivals gezeigt wurden. Als Regieassistentin hat sie mit Regisseuren wie Bertrand Tavernier zusammengearbeitet. Ihr erster Langfilm "Seit Otar fort ist" wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Preis der Filmkritik" auf dem Filmfestival von Cannes und dem "César 2004" für das "Beste Spielfilmdebüt".

The Tree
Frankreich, Australien, Deutschland, Italien 2010
Buch und Regie: Julie Bertuccelli
DarstellerInnen: Charlotte Gainsbourg, Marton Csokas, Morgana Davies, Christian Byers u.a.
Verleih: Pandora Filmverleih
DVD-Start: 02. September 2011
Technische Daten
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Laufzeit Hauptfilm: 97 Minuten
Barcode: 4042564132816, Verpackung: Softbox
Extras: Trailershow
Tonformat: DD 5.1, Bildformat: 1.85:1 (16:9)
Sprachfassung: Deutsch, Englisch, Untertitel: Deutsch


Weitere Infos zum Film finden Sie unter:

the-tree.pandorafilm.de

Weitersehen auf AVIVA-Berlin:

"Seit Otar fort ist" ein Film von Julie Bertuccelli

"Science of Sleep - Anleitung zum Träumen" ein Film mit Charlotte Gainsbourg

"Vergissmichnicht" ein Film mit Marton Csokas


Kultur

Beitrag vom 17.08.2011

AVIVA-Redaktion