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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 25.09.2008


Margarethe von Trotta - Das Versprechen
Franziska Nixdorf

Im Vordergrund der 1994 verfilmten Geschichte steht ein Liebespaar, das auch über die Grenzen der Berliner Mauer hinweg den Kampf um das gemeinsame Glück niemals vollständig aufgibt...




...Die beiden zeigen, dass eine emotionale Bindung stärker sein kann als jede jahrzehntelange räumliche Trennung.

Im Herbst 1961 versucht das junge Liebespaar Konrad (Anian Zollner) und Sophie (Meret Becker) mit engsten Freunden durch die Kanalisation nach Westberlin zu flüchten, um dort ein neues Leben außerhalb des sozialistischen Käfigs der DDR zu beginnen. Doch aufgrund eines offenen Schnürsenkels kann Konrad der Truppe nicht folgen und wird kurz darauf festgenommen. Mit größter Mühe will Sophie ihren Freund in den Westen der Stadt schleusen, aber ihre Pläne schlagen fehl und Konrad bleibt im Osten zurück. In den folgenden 28 Jahren gelingt den beiden Liebenden nur viermal ein Treffen, bei dem Sophie schwanger wird. Doch Konrad kann die DDR nicht verlassen und Sophie will nicht mehr zurück, so dass ihr gemeinsamer Sohn Alexander ohne seinen leiblichen Vater aufwachsen muss. Konrad (als alternder Mann dargestellt von August Zirner) gründet, obwohl er Sophie (als reifere Frau dargestellt von Corinna Harfouch) noch immer liebt, eine eigene Familie. Die Jahre vergehen, ohne dass die beiden voneinander hören, bis die Mauer im November 1989 fällt.

Die Regisseurin Margarethe von Trotta, die für ihr Drama den "Bayerischen Filmpreis" und eine "Oscar"-Nominierung erhielt, wollte weniger den historischen Hintergrund als vielmehr den emotionalen Aspekt der Menschen durch den Mauerbau beleuchten. Trotz des Einspielens historischer Dokumentaraufnahmen vom Bau der Mauer, kreist der Filmschwerpunkt um die Gefühle des unfreiwillig voneinander getrennten Liebespaares. Die Regisseurin führt durch Hoffnung, Verzweiflung, Unsicherheit und Glücksmomente der Charaktere, die sich sehr ergreifend auf die ZuschauerInnen übertragen. Mit ihren Worten und vor allem ihrer Gestik und Mimik sind die SchauspielerInnen in der Lage, das Publikum von ihrem Trennungsschmerz zu überzeugen. Meret Becker brilliert in ihrer Rolle als die blonde jugendliche Sophie und auch die Schauspielkünste der damals um einige Jahre jüngeren Corinna Harfouch, welche die erwachsene Sophie darstellt, erwecken großes Interesse.

Zu Margarethe von Trotta: Die Berliner Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin wurde 1942 als Tochter des Malers Alfred Roloff und der russischen Aristokratin Elisabeth von Trotta geboren. Nach der Mittleren Reife sammelte sie in Paris ihre ersten Filmerfahrungen. 1960 absolvierte von Trotta das Abitur, um in Düsseldorf Kunst und später in München Germanistik und Romanistik zu studieren. Beide Male brach sie ihr Studium ab und nahm stattdessen Schauspielunterricht. Ihren ersten größeren Auftritt hatte sie im Jahre 1964, bevor ihr 1969/70 der Durchbruch mit den drei Filmen von Rainer Werner Fassbinder "Götter der Pest", "Der amerikanische Soldat" und "Warnung vor einer heiligen Nutte" gelang. Weiterhin übernahm sie eine Rolle in Volker Schlöndorffs Verfilmung des Kultromans "Der Fangschuss" von Marguerite Yourcenar. In den 1980er Jahren wurde Margarethe von Trotta selbst als Regisseurin tätig, unter anderem in Filmen wie "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", "Rosenstraße" und "Ich bin die Andere". Die historische Filmbiographie "Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen", in der die Regisseurin von Trotta die Lebensgeschichte der Visionärin, Komponistin und heilkundigen Benediktinerin erzählt, soll 2009 in die Kinos kommen.

AVIVA-Tipp: Die Geschichte ist einfach und doch herzzerreißend, was nicht zuletzt ein Verdienst der großartigen DarstellerInnen ist. Obwohl sich die Regisseurin jedem noch so bekannten Klischee von kitschigen Liebesgeschichten bedient, spiegelt der Film in ungeahnter Tiefe die Trennung zweier sich liebender Menschen durch den Mauerbau wieder. Auch deshalb stellt "Das Vergessen", trotz fast zweistündiger Spieldauer, kein langatmiges Trauerspiel, sondern vielmehr ein gut besetztes, mitreißendes Gefühlsdrama dar.

Das Versprechen
Drama/ Romance
Deutschland/ Frankreich 1994
Regie: Margarethe von Trotta
DarstellerInnen: Corinna Harfouch, Meret Becker, Eva Mattes, August Zirner, Anian Zollner
FSK ab 6 Jahren
111 Minuten
Kinowelt Home Entertainment/VÖ: 22.08.08
DVD-Infos: Bild: 1,66:1 (anamorph), Sprachen/Ton: Deutsch (Stereo Dolby Digital), Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Erinnerungen von Margarethe von Trotta und Eberhard Junkersdorf, Fotogalerien, Biografien, Trailer


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Beitrag vom 25.09.2008

AVIVA-Redaktion