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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 05.05.2008


The Duke Spirit – Neptune
Tatjana Zilg

Mit einer gewaltigen Meereswoge aus explosiven Rock-Rhythmen, verfeinert mit Essenzen aus Blues, Soul und Garage Sixties, meldet sich das Quintett um Sängerin Liela Moss nach vier Jahren ...




...Wartezeit mit dem zweiten Album zurück.

Ihr Sound, der mit düsteren Rock-Noir-Essenzen genauso aufwartet wie mit temperamentvollen Sixties-Beat-Anleihen und einem eindringlichen Soul-Feuer, lässt spontan eher an die Musik-Ikonen aus Amerika denken als an die aktuellen Gitarren-Bands aus England. Die Presse ist sich einig: The Duke Spirit klingen wie inspiriert von The Velvet Underground, Sonic Youth, Gun Club und The White Stripes. Auch ihr Video zu "Lassoo" nimmt mit einer lässig-lasziven Gestik, dunkel gehaltenen Farben und einem abrupten, schnellen Schnitt für sich ein.

2004 traten sie mit ihrem Debut "Cuts Across The Land" auf englischen Boden ins Licht der Musikwelt. Ihre charismatischen, düsteren Sounds wurden von Kritik und Publikum begeistert aufgenommen. Anstatt sich auf den Lobeshymnen auszuruhen, folgten sie nach einigen Live-Konzerten in den UK und Europa dem Ruf nach Amerika, wo sie 2006 ein Jahr lang tourten. 258 Gigs später kehrten sie nach England zurück und begannen an den Songs für ein neues Album zu arbeiten. Vollendet wurde ihr Zweitling wiederum in Amerika. Einen entlegenen Ort wählte die Band dafür: In der Wüste von Joshua Tree begaben sie sich gemeinsam mit dem Produzenten Chris Goss (Soulwax/QOTSA) ins Studio. Hier zeigt sich, wie sehr die Band die Gegensätze liebt. Schon in England war klar, dass es ein Album getragen von den Motiven des Meeres wird. Die Songs waren teilweise bereits als Demos eingespielt. Anschließend widmeten sie sich in einer Umgebung, die von Wassermangel und Hitze geprägt ist, den Meereswesen und der assoziationsreichen Tiefe der blauen Flüssigkeit.

Gegensätze beseelen das Album auf eine ganz besondere Art. Themen wie Traurigkeit und Erlösung, Tod und Wiedergeburt tauchen immer wieder auf und werden in vielen verschiedenen Ansätzen reflektiert. Aufbrausende und ruhige Songs wechseln sich dabei ab wie Ebbe und Flut, analog zu den Höhen und Tiefen der Lebensphasen und den Auf und Abs von Gefühlszuständen.

Gegenüber dem Debut ist ein musikalischer Richtungswechsel zu erspüren: Auch weiterhin prägen viel Wildheit und Düsterkeit ihre Songs, aber nicht mehr in stark melodramatischem Tenor, sondern auf einer spielerischen Ebene, die viele Glücksgefühle erlaubt. Diese Wandlung nimmt ihren Höhepunkt in "This Ship Was Built To Last", das in der Mitte des Albums mit vorwärtstreibendem Beat und ansteckendem Optimismus die Herzen schneller schlagen lässt und eine ungemein positive Stimmung verbreitet. Stürmisch schnelles Tempo findet sich auch in "The Step And The Walk" mit scheppernden Rock-Gitarren und einer tiefen Basslinie, die dem Song glamouröse Düsterkeit verleihen. Dem schliesst sich die kraftvolle Melodie von "Dog Roses" an, die mit Akustik-Gitarren-Akkorden und kurzen Piano-Einschüben die Endorphine aktiviert. Den selben Effekt hat auch "My Sunken Treasure". Liela schrieb diesen Song inspiriert von einem Tagebucheintrag über das Gefühlschaos, das immer dann entsteht, wenn Beziehungen zu Ende gehen. Keine traurige Ballade ist entstanden, sondern eine erstaunlich fröhlich daherkommende Hymne an die positive Kraft der Veränderung.

Weiterhören: The Raveonettes und The Indelicates

The Duke Spirit im Netz: www.dukespirit.com und auf Myspace

AVIVA-Tipp: Der Meeresgott hätte sicher seine Freude an den tosenden Klängen von "Neptune". Der Band mit dem adligen Namen gelang es, Assoziationen zu den Ozeanen und dem Element Wasser in ihr Album einzubinden, ohne es konzeptuell damit zu überlasten. Die Drei- und Vierminüter rocken extrem nach vorne los und überraschen mit Nuancen und Details, die jedem Song eine ganz eigene Stimmung geben. Liela krönt sie mit ihrem dynamischen, erfrischend energiegeladenen Gesang, der lange in den Ohren nachhallt und die Sinne Loreleihaft verzaubert.

The Duke Spirit
Neptune
Label: Love Token, Pias, VÖ April 2008



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Beitrag vom 05.05.2008

AVIVA-Redaktion