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Beitrag vom 24.11.2011
Björk - Biophilia
Kristina Auer
Björk hat hohe Ansprüche. Für ihr siebtes Studioalbum hat sich die isländische Indie-Ikone nach eigener Aussage vorgenommen, Wissenschaftliches, Naturphänomene und musikwissenschaftliche...
... Erkenntnisse nahtlos miteinander zu verweben.
"Immer mit der Ruhe" möchte mensch der Workaholikerin ins Gewissen reden, auf dass sie sich nicht übernehme oder gar selbst überschätze. Doch bei der exzentrischen Isländerin wären solch gut gemeinte Ratschläge natürlich ohnehin völlig fehl am Platz. Denn bei derartig hohen Erwartungen an die eigene Arbeit ist auch eine große Leistung zu erwarten. Und so ist es dann auch bei "Biophilia", genau wie bei allem, was Björk tut.
Ihre steile Karriere zur weltweit bewunderten Künstlerin begann die heute 46-Jährige schon früh. Bereits 1977, im Alter von 12 Jahren nahm sie mit der Unterstützung ihres Stiefvaters ihr erstes, selbstbetiteltes Album auf, das in Island ein großer Erfolg wurde und ihr die Türen zur Welt des professionellen Musikgeschäfts öffnete. Von Anfang an war es ihr dabei wichtig, sich künstlerischen Freiraum zu bewahren und ihrem eigenwilligen Stil treu zu bleiben. Dies ließ sie in Zeiten schnelllebiger Trends unvergesslich werden und jedes ihrer neuen Werke wird schon lange im Voraus mit hoher Spannung erwartet.
Mit dem Titel "Biophilia" meint Björk eigentlich die Liebe oder Faszination zur Natur. Doch auch neueste Technologien sind ein großes Thema auf dem Album. Genauer gesagt geht es hier genau um die Verbindung von natürlichen und technischen Elementen. Deshalb wechseln sich während der zehn Songs, die sich durch die für Björk typischen komplizierten Aufbau auszeichnen auch elektronisch programmierte Sounds mit akustischen, "organischen" Instrumenten wie Orgel oder Harfe ab. In der Verbindung dieser Elemente erschafft Björk ein höchst heterogenes, verspieltes Klangerlebnis.
Ihrer Faszination für Technologien hat die Ausnahmekünstlerin mit "Biophilia" auch über das Klangliche hinaus Ausdruck verliehen: Zum Album gehört eine ganze App-Suite, die für jeden der zehn Songs auf dem Album eine eigene iPad-App mit Spielen und Aufgaben bereitstellt. Das soll den HörerInnen und vor allem auch Kindern ein weitgefasstes Verständnis von Musik nahe bringen.
Björk hat auf Biophilia versucht, mit jedem Song so unterschiedliche Emotionen wie möglich auszudrücken, was dem Album anzuhören ist. So leitet das außerirdische "Moon" mit glockenklaren Harfentönen in das Album ein und entfaltet im weiteren Verlauf durch mehrstimmigen Gesang eine nachdenkliche, melancholische Stimmung. "Cosmogony" beginnt stattdessen mit geisterhaftem Stimmenheulen, das jedoch bald in den warmen Tönen von Blechbläsern mündet, welche gemeinsam mit der lieblichen Gesangsmelodie eine harmonische Klangidylle erschaffen. "Hollow" wartet dagegen mit wütendem, atonalem Orgelgeklimper und bedrohlich dumpfen Beats auf, die jedoch im Folgetrack "Virus" sofort wieder durch zarten Glockenklang und hellen Gesang besänftigt werden.
"Biophilia" zeigt neben dem wie gewohnt ausgefallenen Songwriting und der aufwendigen visuellen Inszenierung vor allem auch, was für eine ausgezeichnete Sängerin Björk ist. Mit ihrer eigenwilligen Stimme meistert sie alle gesanglichen Register und berührt die HörerInnen mit all ihren klanglichen Facetten, die von glockenklar bis kratzig reichen.
AVIVA-Tipp: Selbst wenn so viel Kreativität und Talent vielleicht manche überfordert, eines ist Björks Musik mit Sicherheit nie: einfallslos. "Biophilia" ist ein typisches Björk-Album geworden: Aufwendig arrangiert und produziert, vielschichtig und vielseitig. Schlicht großartig.
Björk
Biophilia
Label: Polydor (Universal), VÖ: 7.10.2011
Weitere Infos finden Sie unter:
www.bjork.com
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