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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 04.06.2014


Rainbirds - Yonder
Christina Mohr

Wer kennt ihn nicht, den größten Hit der Rainbirds: "Blueprint", 1987 veröffentlicht und seitdem ein wahrer Evergreen. Jetzt ist die Band um Sängerin und Gitarristin Katharina Franck mit dem...




... Album "Yonder" wieder da.

Die Rainbirds sind zurück? Das ist zunächst mal eine schöne Nachricht, egal, ob frau damals in den Achtzigern Fan war oder erst in späteren Zeiten von dieser Band hörte.
Nach zwei enorm erfolgreichen Alben ("Rainbirds"/1987, "Call Me Easy, Say I´m Strong, Love Me My Way, It Ain´t Wrong"/1989) veränderte Katharina Franck das kommerzielle Pop-Rock-Konzept ihrer Band. Mit Ulrike Haage und Tim Lorenz nahm sie weiterhin unter dem Namen Rainbirds Platten auf, die aber weniger erfolgreich waren. 1999 lösten sich die Rainbirds auf und Katharina Franck verfolgte seither ihre Solokarriere, veröffentlichte Spoken-Word-Alben und widmete sich ambitionierten Projekten wie dem Club der toten Dichter, mit dem sie Werke von Heinrich Heine vertonte.

Vor anderthalb Jahren wurde - anlässlich seines 25. "Geburtstages" – das erste Rainbirds-Album wiederveröffentlicht, was auch ein Hinweis auf das anstehende neue Album der Band sein sollte. Dieses ist nun da: "Yonder" heißt es und ist nur bedingt als neu zu bezeichnen.
Einziges früheres Rainbird-Mitglied ist Katharina Franck, die Cultured Pearls-Drummer Bela Brauckmann und Elektro-Musiker Gunter Papperitz (Peter Fox, Miss Platnum) zur Unterstützung ins Boot holte. Neue Songs gibt es auf dem Album nur zwei, die übrigen elf sind Neuaufnahmen bekannter und weniger bekannter Stücke aus der Rainbirds- und Francks Solovergangenheit. Diese Vorgehensweise liegt offenbar im Trend: auch Blondie spielten anlässlich des 40. Bandjubiläums ihre größten Hits neu ein. So weit, so gut, ein wenig enttäuschend ist es aber doch, dass sich die versierte Songschreiberin Katharina Franck für den Neustart ihrer Band vorwiegend auf bewährtes Material verlässt – möglicherweise ist "Yonder" als Testlauf gedacht, ob und wie die alten Rainbirds-Songs mit neuen Musikern in der Jetztzeit funktionieren. Das tun sie zweifellos – vor allem natürlich, weil Francks Stimme so unverwechselbar kräftig, glockenklar und ausdrucksstark klingt wie eh und je.

Der Gesang be-stimmt im wahrsten Sinn des Wortes den Sound, weshalb die neuen Arrangements keine allzu starken Eindrücke hinterlassen. Brauckmann und Papperitz schmücken die Songs sehr behutsam mit elektronischen Details, griffigen Beats und modifizierten Tempi aus, doch nie so, dass die ursprüngliche Gestalt verloren ginge. Am Ungewöhnlichsten ist die Transformation des Über-Hits "Blueprint" vom Achtziger-typischen Indie-Pop-Rock in einen Synthie-Dance-Track. Die charakteristischen Riffs bleiben aber erhalten – der Refrain sowieso. Auch "Jesus First" von "Call Me Easy..." wurde elektronifiziert, was dem Song gut steht, in anderen Stücken wie z.B. "Last Bus Out" von Francks Soloplatte "On the Verge of an Autobiography" (2008) wird das Chansonhafte betont. Die beiden neuen Songs "Yonder" und "Like Someone Who Was Never Here Before" knüpfen kompositorisch an die älteren Stücke an – und werfen umso mehr die Frage auf, warum sich Franck mit ihren neuen Mitstreitern nicht mehr Neues zugetraut hat.

Was dem Album zugute zu halten ist, ist die sehr persönliche Auswahl der Stücke, die das gesamte Schaffensspektrum der Rainbirds (auch zu ihren weniger erfolgreichen Zeiten) und Katharina Francks abbilden. Die neuen Rainbirds präsentieren keinen müden Best-of-Aufguss, sondern wagen den Versuch der Neuinterpretation – dass das nicht überall großen Beifall, sondern eher verhaltenes Klatschen hervorruft, dürfte der Band klar gewesen sein und spricht dafür, dass sich die Rainbirds erst einmal warmlaufen, bevor sie zum großen Wurf ausholen.

AVIVA-Tipp: Ob solo oder mit Band, als Musikerin, Sängerin oder Rezitatorin: Katharina Franck muss frau live erleben.

Rainbirds und Katharina Franck im Netz:

katharinafranck.de und www.rainbirds.com

Rainbirds
Yonder

13 Tracks
Label pure/Universal, VÖ Mai 2014

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Beitrag vom 04.06.2014

Christina Mohr