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Beitrag vom 12.06.2015
Yael Naim - Older
Clarissa Lempp
Yael Naim scheint ein ewiger Quell sprudelnder Kreativität. Mit ihrem Album "Older" begeistert die vielseitige französisch-tunesische Israelin mit 11 Electro-Chansons, von spritzig bis melancholisch
Yael Naim ist vielgestaltig, das zeigt sich in ihrer Biografie und ihrer Musik. Aufgewachsen ist sie in einer jüdisch-französisch-tunesischen Familie in Ramat haSharon in Israel. Schon als Kind begann ihre klassische Musikausbildung am Klavier und in Gesang. Sie trat später in Musicals auf und coverte Britney Spears "Toxic". Dann nutzte Apple ihren Song "New Soul" 2008 für eine TV-Werbung und Yael Naim war mit einem Schlag weltweit bekannt – oder besser ihr Song. Nach dem internationalen Erfolg ihres selbstbetitelten Albums legte Naim aber nicht die Füße hoch. In Zusammenarbeit mit dem Percussionist David Donatien folgte bald das Album mit dem schönen Titel "She was a boy" und begeisterte wieder Musik-KritikerInnen und LiebhaberInnen. Vergleiche mit der kanadischen Musikerin Feist oder Kate Nash waren dabei obligatorisch. Inzwischen lebt Yael Naim in Paris und da lag es nicht fern, sich dem Chanson zu nähern.
Das Dream-Team Naim und Donatien, die auch außerhalb der Musikwelt Partner_innen sind, findet sich auch auf "Older" wieder vereint. Vier der elf Songs schrieben sie gemeinsam. Und auch auf diesem Album bewegt sich Naim wieder als Komponistin, Musikerin und Erzählerin durch verschiedene Welten und Stimmungen. Jeder Song findet sein eigenes Kleid. Das kann mal ein melancholisches Akkordeon-Stück sein, das an raue Seefahrten, unglückliche Liebe und dunkle Hafenkneipen denken lässt ("Meme iren song"). Dann wieder tanzbare Electro-Pop-Indie-Gute-Laune-Musik, wie sie eben auch aus Feists Feder stammen könnte ("Make a child" oder "Walk Walk"). Da klingeln die Glockenspiele und Yael Naim greift in die stimmliche Trickkiste und nach den ganz hohen Tönen. Das titelgebende "Older" hingegen ist eine zärtliche Folk-Ballade, die mit gezupfter Gitarre und Naims honigweicher Stimme umgarnt. Wie humorvoll die Musikerin mit ihrer Kunst umgeht, zeigt das fantastische "Coward", in dem sie die Selbstreflexion auch klanglich auf die Spitze treibt, wenn engelsgleich ein Chor einstimmt: "The fear of who I come to be / Of all the weaknesses in me / I truly thought I was prepared / But now I´m panicked and I´m scared... How did I become a coward? A Coward?". "Ima" schließlich ist eine auf Hebräisch und Englisch gesungene Liebeserklärung an ihre Mutter – ihre Ima.
AVIVA-Tipp: "Older" ist wieder ein wunderbares und abwechslungsreiches Album aus der Hand von Yael Naim. Präzise – aber ohne Kitsch und Trara - und scheinbar anstrengungslos, haucht sie dem angestaubten Chanson-Genre neues Leben ein.
Yael Naim
Older
Label: Bang
ASIN: B00S1LR62U
VÖ: 12.06.2015
Homepage von Yael Naim (französisch) www.yaelnaim.fr und auf Facebook: www.facebook.com/yael.naim
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Yael Naim und David Donatien – Yael Naim
Yael Naim - She was a boy
Feist - Metals
Colleen - Captain of None