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Beitrag vom 07.01.2010
Alicia Keys - The Element of Freedom
Lisa Erdmann
2009 endet mit einem Ruck quer durch die Soul-Gemeinde! Denn die Black-Music-Diva verabschiedet sich auf ihrem neusten Silberling ruckartig von den eher zarten Pianoklängen und holt sich dafür...
... reichlich Popgetöse ins Haus - Immer mal wieder etwas Anderes, Neues auszuprobieren, ist schließlich auch ein wichtiges "Element of Freedom".
Die Tochter eines jamaikanischen Flugbegleiters und einer irisch-schottischen Musicalsängerin erblickte 1981 in New York das Licht der Welt. Nach der Trennung ihrer Eltern wuchs Alicia J. Augello Cook mit ihrer Mutter im New Yorker Viertel Hell´s Kitchen auf. Ihre musikalische Kindheit war von KünstlerInnen wie Marvin Gaye, Lauryn Hill und Stevie Wonder geprägt. Bereits im Alter von fünf Jahren nahm Alicia Klavierunterricht und spielte am liebsten Stücke von Mozart, Beethoven und Chopin.
Daher überraschte es die Hörerin auch nicht, dass Alicia Keys` Debüt "Songs in A Minor" (2001) mit viel Klavier, ein bisschen Motown-Groove und reichlich echtem Soul in der Stimme überzeugte und der amerikanischen Sängerin in 2002 fünf Grammys bescherte. Die Single "Fallin`" wurde ein Welthit und die Soul-Diva scheint den Erfolg seitdem abonniert zu haben. Auch ihr zweites Album "The Diary of Alicia Keys" stürmte die Charts und die Musikerin erntete weitere Auszeichnungen und Preise.
Zuletzt hielt sie sich mit dem Song "No One" (zugleich die erste Singleauskopplung ihres dritten Longplayers "As I Am", 2007) und dem Titelsong zum 22. James-Bond-Film "Ein Quantum Trost" an den Spitzen der Hitlisten und wurde in 2008 erneut mit zwei Grammys in den Kategorien "Best R&B Song" und "Best Female R&B Vocal Performance" ausgezeichnet. Im September 2009 präsentierte Miss Keys mit "Doesn´t Mean Anything" ihre erste Single aus ihrem aktuellen, vierten Studioalbum "The Element of Freedom".
Zu den Markenzeichen der virtuosen Pianistin zählten vor allem ihre herzhaften Soul-Balladen, bei denen sie ihren gurrenden bis kraftvollen Gesang eigens am Klavier begleitete und sich in den dazugehörigen Musicclips mit wehendem Haar geschmeidig im Takt schaukelte. Da war immer so etwas kratzig-schönes in ihrer Stimme, eine warme Tiefe, die unter die Haut ging. Dazu eine Prise Motown-Feeling und der richtige Blues - fertig war der Alicia-Keys-Hit.
Auf "The Element of Freedom" präsentiert sich die Grazie nun von einer anderen Seite. Die einst unvergleichliche "Superwoman" gibt sich in 2009 ungewohnt poppig, erklingt beatgebügelt und tonstudiogeglättet. Ihrer Stimme fehlt mal mehr, mal weniger die Individualität. Dennoch, es sind schon ein paar hübsche Nummern auf dem neuesten Longplayer der New Yorkerin zu finden, frau muss bloß ein bisschen mehr suchen, als sonst.
An das verheißungsvolle Intro schließt sich der gitarrengetunte Opener "Love Is Blind" an. Ein tönender, imposanter Song, auch wenn die Frau aus den Boxen irgendwie nicht so recht nach Miss Keys klingen will. Trotz des eher gehaltlosen Textes geht der Titel ins Ohr und stimmt auf Nachstehendes ein. Es folgt ein "No One"-ähnlicher, beatgetränkter Lovesong und ein an die 1990er erinnernder, abschiedsschmerzgefüllter Disco-Track. Beides klingt durchaus nett - aber leider eher nach Mainstream-Pop, als nach der stimmgewaltigen Ausnahmekünstlerin von 2001. Erst der sechste Track, "That`s How Strong My Love Is", kommt in gewohnter Alicia-Manier daher und lädt mit zartem Piano und endlich wieder vertrautem Gesang zum Mitsoulen ein.
"Love Is My Disease" hallt schmachtend mit zarter Reggae-Brise und Perkussion. Der Song erinnert an das Ende eines romantischen Urlaubsflirts. An den hämmernden Titel "Put It In A Love Song", bei dem sich Alicia von Duettpartnerin Beyoncé leider fast an die Wand singen lässt, reiht sich nahtlos der kopfstimmige Retro-Disco-Beat von "This Bed".
Track Zwölf, "Distance and Time", ist mal wieder eine gefühlvolle Ballade, bei der aber ausnahmsweise mal nicht die fulminante Instrumentalisierung, sondern die Stimme der Sängerin im Vordergrund steht. Die New Yorkerin scheint sich auf ihre musikalischen Anfänge zu besinnen und holt sich auf "How It Feels to Fly", einem der wenigen Nicht-Lovesongs, eine imposante, gospelchörige Unterstützung in den gesanglichen Background.
Krönenden Abschluss von "The Element of Freedom" bildet die Jay-Z-Song-Fortsetzung "Empire State of Mind (Part II) Broken Down". Klaviermelodien, ein paar Streicher und Keys talentiertes, endlich wieder kratzendes Organ werden gekonnt in Szene gesetzt und die Soul-Diva zeigt ihr Feingespür für Melodie und songwriterische Finesse. Für Liebhaberinnen von reichlich "Ohs" und "Ahs" hat die 28-Jährige noch den Mutmacher-Track "Trough it All" und den orchestralen "Pray for Forgiveness" als Bonustracks auf ihren reichhaltigen Silberling gepresst, welche das Album liebeskummerfrei abrunden. Die beiliegende DVD präsentiert die "Intimate Studio Performances" einiger Tracks sowie das Music Video zu "Doesn´t Mean Anything".
Alicia Keys im Netz: www.aliciakeys.de
Aviva-Tipp: "The Element of Freedom" hättet wohl eher "The Element of Love" heißen sollen, oder ist das für die einst so soulige Schönheit gar das gleiche? Denn produziert hat die Königin der Lovesongs ein Album, das neben vielerlei herzschmerzigen Poptendenzen glücklicherweise auf der zweiten Hälfte auch etwas tiefgründigeres Material enthält. Hält die Hörerin bis dahin durch, kann die Keys`sche Freiheit dann sogar richtig Spaß machen!
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