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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 13.11.2006


PJ Harvey - The Peel sessions 1991 - 2004
Silvy Pommerenke

Polly Jean setzt nicht nur sich, sondern vor allem John Peel mit dem neuen Album ein Denkmal. Jeder einzelne Song ist ein Unikat, da er für und mit der Radiolegende eingespielt wurde.




Geboren 1969 im westenglischen Dorset, wuchs PJ Harvey auf der Schaffarm ihrer Eltern auf. Wie ihre Mutter, fing sie später an Bildhauerei zu studieren, bis sie sich mit Anfang zwanzig ausschließlich der Musik widmete. Sie begann ihre Karriere im Vorprogramm von U2 und sang unter anderem auf Nick Caves Album "Murder Ballads" mit ihm das Duett "Henry Lee". Immer hat sie sich geweigert, einen Plattenvertrag bei einem großen Musiklabel zu unterzeichnen und setzte sich mit "To bring you my love" - dem Album von 1995 - auch ohne finanzkräftige Unterstützung auf dem Musikmarkt durch. Es wurde zu einem der meistverkauften Independent Alben der neunziger Jahre. Für "Stories from the City, Stories from the Sea" bekam sie 2000 den Mercury Music Prize verliehen. Darauf gab es die wunderbare Kollaboration mit dem Radiohead Sänger Thom Yorke wodurch der grandiose Song "This mess we`re in" entstand – vielleicht das genialste Duett der Rockgeschichte?!

John Peel, britische Radiolegende, lud über den Zeitraum von fast vierzig Jahren die unterschiedlichsten MusikerInnen in die Londoner BBC-Studios und später, seit den 90ern in sein heimisches Studio ein. Er hatte ein Gespür für gute und außergewöhnliche Musik, und auch PJ Harvey war regelmäßig bei ihm zu Gast. Vor zwei Jahren verstarb Peel überraschend an einem Herzschlag und hinterließ ein riesengroßes Vermächtnis. Die mitgeschnittenen, zum Teil außergewöhnlichen Songs von Polly Jean sind nun auf CD erhältlich. Sie enthält zwölf Lieder aus der Zeitspanne von dem 1992er Debütalbum "Dry" bis zum letzen Album "Uh Huh Her" aus dem Jahre 2004. Wie immer beweist sie große Vielfalt, die von der bluesbeeinflussten Ballade bis hin zum lautstarken und manchmal auch ein wenig hysterischem Grunge-Sound respektive Noise-Rock reicht.

Zu den Ambitionen dieses Album herauszubringen, schreibt Harvey im booklet: "Every Peel session I did, I DID, FOR HIM. It is with much love that I chose these songs, in his memory. A way of saying Thank you, once more. Thank you John."

Anspieltipps: "Beautiful feeling" pur und unplugged eingespielt gibt das berühmte Gänsehautfeeling. Auch "Oh my lover", mit dem sie den Start ihrer Karriere (gefördert durch – wen wundert`s – John Peel), in`s Rollen brachte, ist herrlich archaisch und erdiger Rock, der große Analogien zu der älteren ‚Schwester` Patti Smith aufweist.

PJ Harvey im Netz: www.pjharvey.net und auf www.pj-harvey.de

Weiterhören: Patti Smith und The Breeders und Throwing Muses

AVIVA-Tipp: "The Peel Sessions" sind nicht nur für eingefleischte Harvey Fans ein Leckerbissen. Da man Polly Jean nur all zu selten live erleben kann, ist man auf den Genuss aus der Konserve angewiesen – nicht die schlechteste Alternative.

Lesen Sie auch die Rezension zu "Uh Huh Her" auf AVIVA-Berlin

PJ Harvey
The Peel sessions 1991 – 2004

Label: Island, VÖ: November 2006.


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Beitrag vom 13.11.2006

Silvy Pommerenke