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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 23.03.2009


Crystal Stilts - Alight Of Night
Tatjana Zilg

Der Titel verspricht nicht zu viel: Psychedelische Lichter wirbeln durch das Video zu "Prismatic Room" und der Sound fasziniert durch einen eindringlichen Stil, der ein glam-rockiges ...




... E-Gitarren-Feuer mit hypnotischen Drums und einer teils dezent weitschweifigen, teils vordergründig schrillen Orgel vereint.

Darüber legt Brad Hargett einen Gesang, der mit Echo und Hall zu einem sinnlichen Erlebnis wird und an glorreiche Gun Club, Jesus And The Mary Chain und Velvet Underground Zeiten erinnert, aber auch bestens dafür geeignet ist, für sich allein zu stehen.

Leicht verwundert es, dass "Alight Of Night" das Longplay-Debut der Brooklyner Band ist, denn Brad Hargett gründete die Crystal Stilts gemeinsam mit der Gitarristin JB Townsend bereits im Jahr 2003. Doch schnell bietet sich eine Erklärung an, wenn beim Lauschen festgestellt wird, wie sehr die Songs in sich stimmig sind, wie perfekt sie mit ihren Referenzen spielen und dabei viel Eigenständiges und Neues entwickeln: Genau dies könnte damit zusammenhängen, dass sie nicht von einen Tag auf den anderen beschlossen, groß im Musikgeschäft herauszukommen. In bester Indie-Manier waren sie mit viel Energie und purer Freude am Live-Spielen auf endlosen Touren unterwegs und entwickelten sich ohne Zeitdruck in entspannter Gelassenheit weiter. Erst nach und nach fanden die beiden BandgründerInnen zu ihrem jetzigen Line Up: Orgel-Spieler Kyle Forrester kam im Jahr 2005 während ihrer Support-Touren von The Long Blondes und Blood On The Wall hinzu. Kurz vor dem Start zu den Aufnahmen am Debut fanden sie weitere optimale Ergänzungen in dem Bassisten Andy Adler und der Schlagzeugerin Frankie Rose, die ihr schlagkräftiges Talent auch bei den Vivian Girls einsetzt.
Die hohe Authentizität und der ausgefeilte Stil der Crystal Stilts beeindruckte die anspruchsvolle Kritik auf beiden Seiten des Atlantiks. "These are weird pop songs you clap your hands along to. They pile a rockabilly riff and nursery school melodies onto a revved-up bass line and sweet surfy 60ies organ riff on top of minimalist percussion", schreibt das virtuelle Musikmagazin Pitchfork begeistert.
"This is what Glasvegas should sound like but they don´t", fasst es ein User bei Youtube in einem Kommentar zu einem Live-Video der Band kurz und bündig zusammen.

Ihre Debut-Single "Shattered Shine" (deren Veröffentlichung vor fünf Jahren umgehend für Geheimtipp-Kultstatus sorgte) nahmen sie für "Alight Of Night" neu auf. Das mit Mundharmonika-Auszügen verfeinerte Stück bringt das besondere Charisma der weitgereisten New YorkerInnen grandios zum Vorschein und wirkt mit seiner in dunklen Tönen magisch glitzernden Melancholie wie ein Mini-Tribut an Velvet Underground. Gewaltig nach vorne prescht das selbst betitelte "Crystal Stilts" und versetzt in einen verzückenden Rausch, hervorgerufen durch verspielte Orgel, E-Gitarren-Tornados und wilden Gesang, der durch sein charmant lässiges Timbre vor einem zu temperamentvollen Überborsten bewahrt wird. Wie von Jesus And The Mary Chain inspiriert geben sich die fünf MusikerInnen, die sich gerne ganz in Schwarz kleiden, in "The SinKing", das den Instrumenten in längeren Phasen erlaubt, sich ohne Gesang in ganzer Stärke zu beweisen. In "Prismatic Room" und "Graveyard Orbit" gewinnt die Orgel die Oberhand, wodurch die Songs auch ein wenig die frühen Doors wiederzubeleben scheinen.

Weiterhören: The Long Blondes und The Duke Spirit

Crystal Stilts im Netz: Myspace

AVIVA-Tipp: Ergreifend, funkensprühend, mitreißend und absolut authentisch wirken die Songs der Brooklyner Kristall-SucherInnen auf die Indie-Seele ein und werden sicherlich nicht nur bei dieser Glücksgefühle auslösen. Der passende Soundtrack für alle, die ab und an gerne die dunklen Seiten des Lebens feiern und sich von teils ekstatischer, teil melodramatischer, aber immer atmosphärischer Musik berauschen lassen wollen, ohne jegliche Gefahr für einen Kater am Tag danach.

Crystal Stilts
Alight Of Night

Label: Angular Recordings, Alive, VÖ März 2009



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Beitrag vom 23.03.2009

AVIVA-Redaktion