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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 01.10.2008


Die Ärztin Dr. Monika Hauser erhält den Alternativen Nobelpreis 2008
Karolin Korthase

In diesem Jahr geht einer der vier alternativen Nobelpreise nach Köln. Die 49-jährige Gynäkologin erhält den Award für ihr unermüdliches Engagement für sexuell missbrauchte Frauen in Krisengebieten.




In der Begründung der Right Livelihood Award Stiftung (Schweden) heißt es: "Monika Hauser, Gründerin von "medica mondiale", wird ausgezeichnet für ihren unermüdlichen Einsatz für Frauen, die in Krisenregionen schrecklichste sexualisierte Gewalt erfahren haben, und für ihren Kampf, ihnen gesellschaftliche Anerkennung und Entschädigung zu verschaffen."

Monika Hauser engagiert sich seit vielen Jahren für die Rechte und Würde sexuell missbrauchter Frauen in Kriegs- und Krisengebieten. Als Schlüsselerlebnis bezeichnet sie die Lektüre eines Artikels über Massenvergewaltigungen während des Bosnienkrieges. Aufgerüttelt und zutiefst betroffen, machte sie sich 1992 auf den Weg nach Zentralbosnien um den Frauen vor Ort zu helfen. Die Stelle als Assistenzärztin hatte sie zuvor gekündigt. Innerhalb von kürzester Zeit gelang es der unerschrockenen und tatkräftigen jungen Frau in Zenica das weltweit erste Therapiezentrum für kriegstraumatisierte Frauen mit dem Namen "medica Zenica" aufzubauen. Damit wurden die Grundfeste für die Hilfsorganisation "medica mondiale" gelegt, die inzwischen in neun Ländern tätig ist und von Köln aus geleitet wird.

Ein besonderes Anliegen ist es ihr dabei nicht nur die physischen Leiden der Frauen zu mildern, sondern vor allem die psychischen. Denn, so heißt es in der Biographie von Chantal Louis "Monika Hauser. "Nicht aufhören anzufangen", die im Juni 2008 erschienen ist: "Ob eine Frau je wieder Zugang zu ihrem Körper, ihrer Seele findet, hängt von der Hilfe ab, die sie bekommt. Sie muss über das Grauen sprechen können und auf verständnisvolle und therapeutisch geschulte Ohren stoßen."

Damit möglichst vielen Frauen in aller Welt geholfen werden kann, arbeitet Monika Hauser unaufhörlich an der Erweiterung ihres Netzwerkes. Sie organisiert öffentlichkeitswirksame Aktionen, die auf die Arbeit von "medica mondiale" aufmerksam machen, hält Vorträge vor internationalen Kommissionen und initiiert zahlreiche Projekte in Krisengebieten. Als politische Geschäftsführerin von "medica mondiale", betrachtet sie es als einer der vordringlichsten Aufgaben, das Problem der systematischen Massenvergewaltigung in Kriegsgebieten auf eine politische Bühne zu bringen.

Die Verleihung des Alternativen Nobelpreises kommt ihr dabei sehr gelegen, denn, so bemerkte die in der Schweiz geborene Tochter italienischer Eltern: "Wir werden es bei der Erreichung unser politischen Ziele jetzt etwas einfacher haben, weil man uns zuhören wird."

Die drei weiteren PreisträgerInnen des diesjährigen "Right Livelihood Award" sind: Krishnammal and Sankaralingam Jagannathan, und ihre Organisation LAFTI (Land for the Tillers´ Freedom, Indien), Amy Goodman (USA) und Asha Hagi (Somalia).

Über medica mondiale: "medica mondiale" wurde von der Ärztin Dr. Monika Hauser gegründet und ist eine Hilfsorganisation, die sich für Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisenregionen einsetzt, die Opfer von sexuellen Übergriffen wurden. Derzeit ist medica mondiale in neun Ländern tätig – in Afghanistan, Kosova und Liberia mit eigenen Frauentherapiezentren, in anderen Regionen in Kooperation mit Frauenorganisationen vor Ort.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.medicamondiale.de

Über Right Livelihood Award (RLA): Der "Right Livelihood Award", im Deutschen "Alternativer Nobelpreis" genannt, wird seit 1980 jährlich am 9. Dezember im Stockholmer Parlamentsgebäude an vier Personen verliehen, die sich durch ein besonderes Engagement für Menschenrechte, Frieden, Umweltschutz und Ökologie, soziale Gerechtigkeit oder die Bekämpfung von Armut und Leid eingesetzt haben. Der Preis ist mit 205.000 Euro dotiert, die unter den PreisträgerInnen aufgeteilt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.rightlivelihood.org


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Beitrag vom 01.10.2008

AVIVA-Redaktion