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Beitrag vom 02.12.2013
I, Anna. Ein Film mit Charlotte Rampling. Ab 19. November 2013 auf DVD & VoD. Verlosung
Julia Lorenz
Mit schauspielerischer Unterstützung seiner Mutter, Kinolegende Charlotte Rampling, will Regisseur Barnaby Southcombe den düsteren Zauber des... AVIVA verlost 3 DVDs
... Film Noir reanimieren - und schafft ganz nebenbei ein intimes Drama über Alter und Einsamkeit.
Alle Zeichen standen auf Kinoerfolg: Ein spektakulärer Mordfall, ein Kommissar, dessen private Tragödie ihn auch beruflich zu ruinieren droht, und eine charismatische Verführerin. Trotzdem geriet Nico Hofmanns "Solo für Klarinette", die deutsche Verfilmung von Elsa Lewins Roman aus dem Jahr 1998 "I, Anna" mit Corinna Harfouch und Götz George, unerwartet zum Flop. Nun wagte sich Charlotte Ramplings Sohn Barnaby Southcombe an eine Neuinterpretation des Werks. In der Hauptrolle: Seine Mutter. Weder Hofmanns finsteres Berlin, noch der Originalschauplatz New York, sondern das notorisch verregnete London stellt diesmal das Setting.
Die Handlung bleibt jedoch - zumindest in ihren Grundzügen - erhalten: Auch wenn sich die latente Depression von Kriminalhauptkommissar Bernie Reid (Gabriel Byrne) nicht in spektakulären Wutausbrüchen wie bei Götz Georges Interpretation der Figur äußert, ist auch er ein einsamer Beinahe-Geschiedener, der übermüdet durch die Londoner Unterwelt irrlichtert. Als ein Mann erschlagen in seinem Apartment aufgefunden wird, gilt das Interesse des Gesetzeshüters zunächst mehr der schönen Anna Welles (Charlotte Rampling), die er am Tatort antrifft, als der Aufklärung des Mordfalls. Fasziniert von Anna, nimmt er ihre Spur auf und knüpft schließlich auf einer Speed-Dating-Party zarte Bande mit der geheimnisvollen und zugleich tieftraurigen Fremden. Auf den Beginn ihrer Amour Fou folgt die schmerzhafte Erkenntnis, dass Anna in Verbindung mit dem Fall steht - und Bernie die professionelle Distanz längst verloren hat.
Barnaby Southcombes Spielfilmdebut sieht sich in der Tradition der pechschwarzen Krimi-Streifen der 1940er und 1950er Jahre. Die Requisiten dafür mögen authentisch gewählt sein - ein Film Noir ist "I, Anna" dennoch nicht. Der reichlich vorhersehbare Plot wäre beim sonntäglichen "Tatort" besser aufgehoben als im Kino, was auch der hohe ästhetische Anspruch des Regisseurs nicht zu ändern vermag. Auch die als "Femme Fatale" vermarktete Anna Welles aka Charlotte Rampling wird ihrem Etikett nicht gerecht, was jedoch als grandiose Aufwertung für den Film zu verstehen ist. In Ramplings Spiel offenbart sich das eigentliche Thema des Films, dessen Anspruch über die Kriminalstory weit hinausgeht: Das tiefe Bedürfnis eines/r jeden, Bestätigung und Liebe zu erfahren.
In stillen und präzise beobachteten Szenen entpuppt sich die Frau hinter der eleganten Fassade als sensibler und verletzlicher Charakter. Anna leidet unter der Oberflächlichkeit in einer Gesellschaft, in der sich die PartnerInnensuche mit zunehmendem Alter immer schwieriger gestaltet, lässt sich dennoch auf das Spiel ein und frequentiert deprimierende Single-Abende - wohl wissend, dass hinter den Ritualen auf jenen Partys mehr körperliches Begehren und Selbstdarstellung als ehrliches Interesse steckt.
Charlotte Ramplings Präsenz trägt den Film. Doch weder sie noch der unerwartete Twist im Handlungsverlauf, der eher verwirrt als überrascht, können über die Tatsache hinweghelfen, an der sich schon Nico Hofmann verhob: Die Romanvorlage von Psychoanalytikerin Elsa Lewin mag im literarischen Format überzeugen - auf der Leinwand funktioniert die Mischung aus Erotikthriller und leisem, zwischenmenschlichen Melodram jedoch nur bedingt.
AVIVA-Fazit: Kann einem Film vorgeworfen werden, dass er nicht in die Schublade passt, in der ihn die PR-Abteilung gern gesehen hätte? Die Vermarktung von "I, Anna" als klassisch-düsteren Krimi verspricht CineastInnen mit Vorliebe für das Genre mehr, als er halten kann. Dabei ist Regisseur Southcombes Ansatz durchaus beachtlich: Statt auf Sensationalismus setzt er auf Substanz und das schauspielerische Können seines grandiosen Ensembles. Der fatalen Liebesgeschichte zwischen Kommissar Reid und Anna wird eine Entwicklung zugestanden, und auch die gängigen voyeuristischen Blut- und Gewaltexzesse bleiben aus. So richtig zünden will die schwächelnde Story am Ende leider trotzdem nicht - woran auch Charlotte Ramplings legendär enigmatischer Blick nichts ändern kann.
Zum Regisseur: Barnaby Southcombe wurde 1972 in London geboren. Der Sohn von Charlotte Rampling und Bryan Southcombe wirkte im Film "Les destinées sentimentales" als Schauspieler mit, bevor er sich der Regiearbeit widmete. Seit 2001 dreht er TV-Serien wie "Harley Street", "Bad Girls" und "Waterloo Road". "I, Anna" ist sein erster Kinofilm.
Zur Hauptdarstellerin: Charlotte Rampling wurde 1946 in Sturmer, Essex, England als Tochter einer Kunstmalerin und eines britischen Offiziers und Leichtathleten geboren. Nach einer kurzen Karriere als Fotomodell begann sie ihre Ausbildung an der Londoner Schauspielschule The Royal Court. Da sich die Rollenangebote ihrer Heimat England zunächst auf oberflächliche Komödien beschränkten, wandte sie sich dem italienischen Kino - und erregte mit ihrem Auftritt in Luchino Viscontis polarisierendem Drama "Die Verdammten" Aufmerksamkeit. Noch heftigere Diskussionen löste ihre Rolle in Liliana Cavanis 1974 erschienenem Film "Der Nachtportier" aus, in welchem sie die Inhaftierte eines Konzentrationslagers spielt, die eine sadomasochistische Beziehung mit ihrem ehemaligen Aufseher führt. Rampling drehte 1980 "Stardust Memories" mit Woody Allen und wirkte in den letzten Jahren unter anderem in Lars von Triers "Melancholia" (2011) und in Bille Augusts "Nachtzug nach Lissabon" (2013) mit. Im Jahre 2000 wurde sie für ihre Verdienste für die kulturellen Beziehungen zwischen Großbritannien und Frankreich zum Officer of the Order of the British Empire ernannt.
Zur Website der Schauspielerin: www.charlotterampling.net
I, AnnaFrankreich/ Großbritannien/ Deutschland 2011
Regie: Barnaby Southcombe
DarstellerInnen: Charlotte Rampling, Gabriel Byrne, Hayley Atwell, Eddie Marsan, Jodhi May, Ralph Brown, Max Deacon, Bill Milner, Honor Blackman
Buch: Barnaby Southcombe, basierend auf dem Roman
"I, Anna" von Elsa Lewin
Kamera: Ben Smithard BSC
Produzenten: Michael Eckelt, Ilann Girard, Christopher Simon, Felix Vossen
Verleih: NFP
Technische Daten:Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Laufzeit: 93 Minuten
Tonformat/Sprache: DVD Dolby Digital 5.1./ Deutsch, Englisch mit deutschen Untertiteln
Bonusmaterial der DVD:Behind the Scenes
Interviews mit Charlotte Rampling, Gabriel Byrne und Barnaby Southcombe
Kinotrailer
Kinostart: 2. Mai 2013Der Film im Netz: www.i-anna-derfilm.de und auf
www.facebook.comWeiterlesen auf AVIVA-Berlin:Charlotte Rampling: The Look - ein Film von Angelina Maccarone
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