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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 07.10.2019


Comeback nach zwölf Jahren: Berlin bekommt wieder ein Weltklasse-Tennisturnier
Sylvia Rochow

Die Grass Court Championships sollen ab 2020 nationalen und internationalen Spitzenspielerinnen zur Vorbereitung auf Wimbledon dienen. Auch Bad Homburg erhält ein neues WTA-Rasenturnier.




Zwölf Jahre nach dem Aus für die German Open in Berlin werden vom 15. bis 21. Juni 2020 wieder Weltklasse-Tennisspielerinnen im Grunewald aufschlagen. Der traditionsreiche All England Lawn Tennis and Croquet Club (AELTC), Gastgeber des Rasen-Grand Slams von Wimbledon, nutzt seine Turnierlizenzen für einige Änderungen im Vorfeld des prestigeträchtigsten Tennisturniers der Welt.

Das bisher im englischen Birmingham ausgetragene Vorbereitungsturnier gibt seine höherwertige WTA Premier-Lizenz an Berlin und erhält den International-Status der zuvor viermal auf Mallorca ausgetragenen Veranstaltung. Hierfür werden mit Zustimmung der Vereinsmitglieder nun das bis zu 7.000 ZuschauerInnen fassende Steffi-Graf-Stadion sowie zwei weitere Sandplätze dauerhaft zu Rasen-Courts umgewandelt.
Der Berliner Senat hat seine Hilfe für den Umbau der zusätzlich benötigten drei Trainingsplätze, die im landeseigenen Olympiapark entstehen sollen, zugesagt. Sport-Staatssekretär Aleksander Dzembritzki betont: "Damentennis passt perfekt in die sportliche Vielfalt unserer Stadt und wird den Eventkalender im nächsten Jahr bereichern. Damit setzen wir auch ein Ausrufezeichen in Sachen Frauensport und beleben die Tradition großer Tennisturniere im Berliner Steffi-Graf-Stadion."

Unter Federführung des Managements der dreifachen Grand Slam-Siegerin und ehemaligen Weltranglisten-Ersten Angelique Kerber sowie des Turnierdirektors des Stuttgarter Porsche Tennis Grand Prix Markus Günthardt sollen unmittelbar in der Woche vor Wimbledon zudem vom 22. bis 27. Juni 2020 in Hessen ebenfalls auf Gras erstmals die "WTA Bad Homburg Classics" (International-Lizenz) stattfinden.

Das Aus für die Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften im Berliner Grunewald kam im Januar 2009 kurz vor dem 30. Jubiläum des Traditionsturniers. Die Geschichte der Veranstaltung reicht jedoch viel weiter als bis ins Jahr 1979 zurück. Bereits seit 1907 war die idyllische Anlage des LTTC "Rot-Weiß" an der Berliner Hundekehle jahrzehntelang Spielstätte für das traditionelle "Pfingstturnier". In den 1930er und 1940er Jahren wurden auch bei Rot-Weiß jüdische Mitglieder aus dem Club ausgeschlossen, hochrangige Vertreter des Naziregimes gehörten dem Verein fortan an. Nachdem das Clubgelände im Zweiten Weltkrieg durch einen Luftangriff komplett zerstört worden war, kam es 1947 zur Neugründung des Vereins, der Spielbetrieb wurde 1949 wieder aufgenommen. Während der Qatar Total German Open 2005 sorgte die Rot-Weiß-Vergangenheit der Nazizeit für Schlagzeilen. Im offiziellen Programmheft des Turniers war eine Vereinschronik veröffentlicht worden, deren Bebilderung unter anderem ein Foto des Kriegsverbrechers Hermann Göring auf der Ehrentribüne des Clubs zeigte, verbunden mit der empörenden Textpassage "Um die Hälfte seines Mitgliederbestandes reduziert, öffnete sich der vormals so bezeichnete ´Judenklub´ neuen Mitgliedern. (...) Sportlich tat dieser Wandel dem Club keinen Abbruch – im Gegenteil: Es folgten goldene Jahre." Nach der Intervention von BesucherInnen, die auf den Abschnitt aufmerksam geworden waren, wurde das Heft aus dem Verkauf genommen, der für die Publikation verantwortliche Clubdirektor Lars Rehmann suspendiert. Rot-Weiß-Präsident Hans-Jürgen Jobski zeigte sich von der "Geschmacklosigkeit" entsetzt und entschuldigte sich.

Weitere Infos unter:

www.rot-weiss-berlin.de und tcbadhomburg.de


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Copyright Text und Foto: Sylvia Rochow


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Beitrag vom 07.10.2019

Sylvia Rochow