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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 03.09.2010


Missy Magazine Reloaded
AVIVA-Redaktion

Das Missy Magazine ist nun grafisch und inhaltlich relaunched. Dabei geht es noch immer um eines: Feminismus ist sexy! Auf die Magazin-Ãœberholspur wurden Artdirektorin Daniela Burger (bekannt ...




... durch ihr Design für den Gestalten Verlag, Staatsakt, Spex) und Bildredakteurin Hedi Lusser (Indie Magazine, Neon) geholt.

Sie wollten spielen und sie spielen noch immer. Weil die Jungs nach Aussage der Missy-Initiatorinnen Sonja Eismann, Stefanie Lohaus und Chris Röver auf dem Spielplatz des Popkultur-Journalismus die Rutsche blockierten, stellten sie mit dem ersten Missy Magazine im Oktober 2008 eben ihre eigene auf. Das Heft erscheint mit einer Auflage von 20.000 Stück in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Seine Gründerinnen wollen die "Popkulturberichterstattung feministischer machen", sagte Eismann gegenüber standard.at – umgekehrt auch die Gegenbewegung zum uncoolen Klischee-Image des Feminismus vorantreiben.

Mit AVIVA kam Missy beim Burgenbauen, Klettern und Skaten immer bestens aus:
"Liebe AVIVA! Sehr herzlichen Glückwunsch zu deinem 9. Geburtstag von der kleinen Schwester Missy. Du bist für uns ungemein wichtig, denn du hast bewiesen, dass es geht: Dass man auch mit einem knappen Budget als gutes Magazin neun Jahre alt werden kann, solange man nur genug Verstand, Chuzpe und Herzblut einsetzt. Möge unser Atem nur ebenso lang sein!
Du bist auf jeden Fall die coolste Neunjährige in unserer Straße, lass uns weiter zusammen spielen. Alles Gute, das Team des Missy Magazine."


Style und Glamour galore bitte, aber keine deprimierende Anti-Cellulite-Werbung und nervigen Sommerdiät-Rezepte. Sex nicht zu knapp, aber keine "Wie mache ich ihn heiß?"-Empfehlungen. Außerdem Politik, KünstlerInnen-Porträts, Rezensionen und mehr. Themen, die auch Männer interessieren könnten, aber mit feministischen Grundsätzen vereinbar sein müssen, festgelegt ist frau ansonsten nicht. Das bleibt auch so.

Der Spieltrieb ist nicht versiegt, Missy soll durch das erneuerte Design optisch noch mehr ins Auge und aus dem Rahmen fallen. Der Selbsttest anhand der Cover von Missy-Ausgabe 01/08, die als Erste das Licht der Buchhandlungen erblickte, und Ausgabe 03/10, das erste Heft in neuer Aufmachung, zeigt: Die Leserin greift instinktiv zur letzteren Variante, die einfach mehr zum Anschauen und Zugreifen herausfordert.

Provokant zeigt die kontroverse Titelheldin und Musikerin M.I.A. Zähne, grellrot ihr Lippenstift, ebenso prangt der Missy-Namenszug auf ihrer schwarzen Mähne, die gleichfarbigen Headlines sind mit weißem Grund in Papierstreifenoptik hinterlegt. Was sich dahinter verbirgt will frau definitiv auf den Grund gehen – und schlägt die Zeitschrift auf.
Popstar Soap&Skin auf dem Cover von Missy Nr. 1 wirkt dagegen mit rosigem Porzellanteint, grüngrauem Hintergrund und dunkelgelbem Missy-Schriftzug geradezu ätherisch. Auch die weißen Headlines im schwarzen Kasten sind weniger dynamisch, als die Kidnapper-Schnipsel-Schriftart auf der neuen Ausgabe.

Innerhalb des aktuellen Hefts geht es so weiter: poppiger, bunter, dynamischer. Hingucker auf jeden Fall, in Verbindung mit farbintensiver Werbung aber etwas unübersichtlich. Die erste Ausgabe 2008 hat mehr Freiflächen und "Leerstellen", die Text und Bilder einerseits gut zur Geltung bringen, andererseits auch einsperren können. Wie bei allem anderen kommt es ein bisschen auf die Tagesform, den Stresspegel und nicht zuletzt den Geschmack an, was nun besser gefällt. Festgehalten werden kann jedoch: Ihrem Anspruch der Verspieltheit werden die Missy-Macherinnen und die ins Boot geholten Make-Over-Verantwortlichen absolut gerecht. "Missyon" accomplished: Das Magazin knallt, springt ins Gesicht und will betrachtet werden.

Das Inhaltsverzeichnis ist unspektakulärer als zuvor und ohne Fotos ein minimalistisches Listing, aus dem Signifikantes besser herausgehoben werden müsste. Auf den ersten Blick scheinen die Missy Wohnidee "So wird Ihr Klo zur Wohlfühloase" neben "Feminismus 2.0", Frauenwohnprojekten in Berlin und der Reportage "Fallen war so leicht" allesamt unter der Rubrik "Politik" zu stehen. Erst der verwunderte Blick zwei lässt entdecken, dass es auch ein "Dossier Wohnen" gibt und die "Mach Es Selbst"-Rubrik noch existiert.

"Am Start" ist etwas lapidar zu "Standard" geworden, doch der bleibt ein ausgefallener. Die Inhalte der Rubrik reichen von Girl Band-Namen als Tattoo bis zur Frage "Was macht die Burka im Pop?" unter der Überschrift "Wüstensand und heiße Höschen". "Sex" lockt zielsicher mit Candy, das heißt essbarem "Spielzeug im Geschmacksvergleich" und erotischen Romanen für Frauen. Unter "Style" opulent schön die silbrige Fotostrecke mit Herbstmode unter dem lyrischen Titel "The Heart Is A Loneley Huntress". Bleibt also, frei nach Herbert G., alles poppig anders in den Jagdgründen der Missy-Landschaft.

Weitere Informationen finden Sie unter:

missy-magazine.de

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Beitrag vom 03.09.2010

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