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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 09.03.2016


Berliner Frauenpreis 2016 an Gabriele Heinemann verliehen
AVIVA-Redaktion

Die Sozialpädagogin Gabriele Heinemann prägt als Leiterin von "MaDonna" seit mehr als 30 Jahren in Nord-Neukölln die Arbeit mit Mädchen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Dilek Kolat, Sister Fa und Güner Balci feierten die Preisträgerin am 8. März im Roten Rathaus.




Die Leiterin des Mädchentreffs "MaDonna" in Neukölln ermutigt muslimische Mädchen aus Einwanderungsfamilien, die eigene Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Zu den Angeboten im Mädchentreff gehören Schularbeits- und Nachhilfe, Berufsorientierung, Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz sowie eine selbst bestimmte Freizeitgestaltung.
Mit ihrer außergewöhnlichen Standfestigkeit leistet Frau Heinemann auch gegenüber gewachsenen Anfeindungen von fundamentalistischer islamistischer Seite aus dem Kiez nicht nur einen elementaren Beitrag zur Emanzipation von Mädchen und Frauen, sondern insbesondere auch zur Integration in Berlin.

Seit 1987 werden mit dieser Auszeichnung Frauen geehrt, die sich mit besonderem Engagement für Frauen und Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen. Berlins Bürgermeisterin und Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen Dilek Kolat dankte der Frauenpreisträgerin am 8. März, dem Internationalen Frauentag, für ihre Arbeit:



"Gabriele Heinemann arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Nord-Neukölln mit Mädchen und jungen Frauen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Sie hat den Verein "MaDonna Mädchenkult.Ur e.V.", Träger von zwei Mädchentreffs in Nord-Neukölln, mitgegründet. Das Mädchencafé "Schilleria" und der Mädchentreff "MaDonna" geben muslimischen Mädchen und jungen Frauen aus Migrantenfamilien den Raum, ihre eigenen Perspektiven außerhalb traditioneller Lebensplanung zu entwickeln. Gabriele Heinemann engagiert sich dafür seit Jahrzehnten. Interkulturell und kreativ, standfest, chaosresistent und mit Spaß dabei – das zeichnet ihre Arbeit mitten im Kiez aus.



Früh- und Zwangsverheiratung sind leider immer noch an der Tagesordnung. Junge Frauen und Mädchen schaffen es zumeist nur mit Hilfe, sich von diesem Zwang zu befreien. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Frauen wie unsere Preisträgerin Gabriele Heinemann engagieren. Sie ist Vorbild und steht stellvertretend für viele Frauen in Berlin, die gegen sexuelle, häusliche und familiäre Gewalt, insbesondere auch gegen Gewalt im Namen der Ehre, kämpfen.



Ich danke Gabriele Heinemann, denn ich will, dass jede Frau, ganz gleich welcher Religion oder mit welchem kulturellen Hintergrund, frei entscheiden kann, wie sie leben möchte. Unterdrückung und Gewalt nehmen wir nicht hin. Gabriele Heinemanns Engagement hat unsere Stadt in der Gleichstellung voran gebracht. Berlin kann stolz sein auf seine Frauenpreisträgerin."




Der Preis ist mit 3.000 Euro und einer Skulptur der Bühnenplastikerin Esther Janshen dotiert.



Die Musikbeiträge bestritt Sister Fa, Jazzsängerin und Frauenrechtsaktivistin, und ihre Band.



Die Laudatio hielt die Journalistin und Schriftstellerin Güner Balci, die Gabriele Heinemann seit 33 Jahren kennt:



"Ich war damals 8, als in unserer Straße ein Laden eröffnete, der für mich und für viele andere Mädchen das Tor zu einer neuen Welt sein würde."

In ihrer bewegenden Laudatio sprach sie nicht nur darüber, was das "MaDonna" für jede einzelne bedeutetet, sondern machte auch deutlich, was das "MaDonna" über Jahre hinweg mit äußerst geringen finanziellen Mitteln bewirken konnte:

"Ihr Mut hat uns alle angesteckt und so kam es, das auf ein paar Quadratmetern in einer kleinen Jugendeinrichtung in Berlin Neukölln, die großen Themen der Gesellschaft, Einwanderung, Integration, Rassismus, Islam und Menschenrechte gewälzt wurden, während die große Politik noch schlief und die Öffentlichkeit fast ausnahmslos blind war, wenn es um die Belange junger Einwanderer ging."


Informationen zum Wirken der Preisträgerin und zum Projekt finden Sie unter: www.madonnamaedchenpower.de




Informationen zum Berliner Frauenpreis 2016 an Gabriele Heinemann und zum Berliner Frauenpreis sowie den Preisträgerinnen der letzten Jahre finden Sie unter:

www.berlin.de


Gabriele Heinemann, Preisträgerin des Berliner Frauenpreises 2016 und Sharon Adler, Preisträgerin des Berliner Frauenpreises 2012



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Senatorin Dilek Kolat ehrte Trägerinnen des Berliner Frauenpreises der Jahre 1987 bis 2014 am 6. März 2015 im Berliner Rathaus

Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen Dilek Kolat verleiht Berliner Frauenpreis 2014 an das Feministische FrauenGesundheitsZentrum

Katja von der Bey erhält Berliner Frauenpreis 2013

Sharon Adler erhält Berliner Frauenpreis 2012

Jutta Allmendinger erhält Berliner Frauenpreis 2011

Anke Domscheit erhält Berliner Frauenpreis 2010

Sibylle Rothkegel erhält Berliner Frauenpreis 2009

Rita Kantemir-Thomä erhält Berliner Frauenpreis 2008

Ilse-Maria Dorfstecher erhält Berliner Frauenpreis 2007





Die Auswahlkriterien
Die Preisträgerin soll sich durch mindestens eines der folgenden Kriterien auszeichnen:

Besonderes und überdurchschnittliches Engagement für die Emanzipation der Geschlechter, z.B. durch

  • außergewöhnliches Engagement zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern im Rahmen der beruflichen Tätigkeit,
  • Journalistische Arbeiten und Publikationen, die Frauen in ihrer Vielfalt oder als aktiv Handelnde darstellen, bzw. Lebenszusammenhänge von Frauen in besonderer Weise kritisch beleuchten,
  • langjähriges, erfolgreiches Engagement auf dem Feld der Gleichstellungspolitik in Vereinen, Institutionen, politischen Parteien.

    Zukunftsweisende und innovative Ideen und Konzepte, z.B.

  • Entwicklung und Umsetzung eines erfolgreichen und innovativen Gleichstellungsprojekts,
  • herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die geschlechterrelevante Fragestellungen erörtern und/ oder neue, kreative Lösungsmöglichkeiten
  • herausragende künstlerische Leistungen, die sich mit der gesellschaftlichen Situation von Frauen auseinandersetzen,
  • vorbildliches gleichstellungspolitisches Engagement in einem frauenuntypischen Bereich des gesellschaftlichen Lebens

    Eine Position als Vorreiterin in einem wesentlichen frauenpolitischen Tätigkeitsbereich, z.B.

  • mit der Initiierung einer öffentlichen Debatte zu einem wichtigen Thema,
  • durch Entwicklung von neuen und innovativen Projekt- und Maßnahme-Ideen zur Sensibilisierung für gleichstellungsrelevante Themen,
  • besonderes frühes und langjähriges gleichstellungspolitisches Engagement.

    Besonderes Engagement für soziale Gerechtigkeit sowie für die universelle Gültigkeit von Menschenrechten, gegen Rassismus und gegen Antisemitismus, z.B.

  • Einsatz für eine interkulturelle Verständigung,
  • Leistungen zur Integration von Migrantinnen,
  • langjähriges und erfolgreiches Engagement in entsprechenden Vereinen oder Institutionen.



    Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen



    Copyright Fotos: Sharon Adler und Angelina Boczek


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    Beitrag vom 09.03.2016

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