AHAWAH - Kinder der Auguststraße, ein Dokumentarfilm von Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur



AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 09.09.2014


AHAWAH - Kinder der Auguststraße, ein Dokumentarfilm von Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber
AVIVA-Redaktion

Nach "Das Haus in der Auguststraße" und "Ahawah heißt Liebe" (Ayelet Bargur) und "AHAWAH. Das vergessene Haus" (Regina Scheer) beschäftigte sich erneut ein Filmteam mit der Geschichte...




... des ehemaligen jüdischen Kinderheims AHAWAH und der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule in der Berliner Auguststraße während der Zeit des Nationalsozialismus.

Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber produzierten ihren Dokumentarfilm "AHAWAH - Kinder der Auguststraße" in Zusammenarbeit mit der Autorin Regina Scheer (AHAWAH - das vergessene Haus in der Auguststraße), ZeitzeugInnen und Jugendlichen der Evangelischen Schule Berlin-Zentrum.

AHAWAH bedeutet Liebe und das war das Besondere an diesen Einrichtungen:
Liebe war das Grundprinzip der Erziehung. Das jüdische Kinderheim AHAWAH und die Jüdische Mädchenschule in der Auguststraße in Berlin-Mitte zählten zu den modernsten und progressiven sozial-pädagogischen Einrichtungen ihrer Zeit. Als die ausgebildete Krankenschwester Beate Berger 1922 Leiterin des jüdischen Kinder-Flüchtlingsheims Beit Ahawah (Haus der Liebe) in der Berliner Auguststraße wurde, verwirklichte sie dort ein ungewöhnliches, neuartiges und rasch bekannt werdendes Erziehungskonzept, das das Heim zu einer bekannten pädagogischen Institution werden ließ.

In den 1920er und 30er Jahren nahm Beate Berger in diesem Heim jüdische Kinder aus armen oder zerrütteten Familien und Waisenkinder aus Osteuropa auf. Die Schwester Oberin, wie Beate Berger genannt wurde, hatte nicht nur mit viel Mut und Geschick das ehemalige Armenhaus in eine Institution jüdischer Sozialhilfe und Erziehung verwandelt, das 1924 seinen Namen erhielt. Auch auf den Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 reagierte die Leiterin sehr schnell. Ihr war bewusst, dass es unter diesem Regime für ihre Zöglinge in Deutschland keine Zukunft mehr gab. So beschloss Beate Berger, das Heim nach Palästina zu verlegen. Unter größten Anstrengungen gelang es ihr nach und nach, insgesamt 300 Kinder und Jugendliche in Sicherheit zu bringen. Der Dokumentarfilm von Ayelet Bargur "Das Haus in der Auguststraße" widmet sich vor allem der Geschichte ihrer Urgroßtante, Beate Berger.
AHAWAH blieb noch eine Weile als Waisenhaus für jüdische Kinder bestehen, deren Spuren sich in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern verlieren. 1941 übernahm die Gestapo das Haus als Sammellager für Alte und Kranke, die von dort aus deportiert wurden.

Die ehemalige Jüdische Mädchenschule in der Auguststraße wurde 1928 vom Bauherrn der Jüdischen Gemeinde, Alexander Beer, entworfen und 1930 fertig gestellt. Als Teil des Nationalsozialistischen Plans zur Ermordung der Juden in ganz Europa wurden 1942 alle jüdischen Schulen geschlossen - am 30. Juni 1942 die Jüdische Mädchenschule in der Auguststraße. Beinahe alle Schülerinnen und LehrerInnen wurden deportiert und ermordet.

Der Film von Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber

Mit der Kamera wurden außergewöhnliche Momente begleitet: Ehemalige Schülerinnen der Jüdischen Mädchenschule besuchen den Ort ihrer Kindheit, darunter die Zeitzeuginnen Ruth & Regina Steinitz aus Tel Aviv sowie Ruth Winkelmann aus Berlin. Ihre Schulzeit in der Berliner Auguststraße endete 1941, damals waren sie 12 Jahre alt. Als Halbjüdinnen verfolgt, überlebten sie den Holocaust unter schwersten Entbehrungen in Berliner Verstecken.
Der 96 jährige Zeitzeuge, David Marcus, ein ehemaliges AHAWAH Kind, begegnet dem 12 jährigen Berliner Schüler Albrecht. David Marcus gehörte zur ersten Gruppe der Heimkinder, die 1934 Berlin nach Palästina emigrieren konnten. In den 1950er Jahren kehrte er mit seiner Frau und seinen Kindern nach Berlin zurück.
Die Kamera verfolgt das Aufspüren der Geschichte am Originalschauplatz und das Leben in den jetzigen Kinderheimen in Israel, dem AHAWAH Village in Kiriat Bialik und Neve Hanna in Kiriat Gat. Hierbei ist es bedeutsam, dass die Kindergeschichten von damals auch aus der Perspektive von heutigen Kindern erzählt werden.

Die Dreharbeiten des Dokumentarfilms wurden von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert und für die Finanzierung der Postproduktion eine Crowdfunding - Kampagne auf Startnext.de eingerichtet

"AHAWAH – Kinder der Auguststraße"
Filmteam
Buch : Nadja Tenge
Regie: Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber
Kamera / Schnitt: Sally Musleh Jaber
Musik: Frank Tenge
DarstellerInnen / Mitwirkende
David Markus, Regina Steinitz, Ruth Malin, Ruth Winkelmann, Regina Scheer und SchülerInnen der Ev. Schule Berlin-Zentrum


Weitere Infos unter:

www.ahawah-doku.de und www.facebook.com/ahawahdoku

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(Quellen: Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber, AVIVA-Berlin)


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Beitrag vom 09.09.2014

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