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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 18.11.2013


Union und SPD einigen sich in ihren Koalitionsverhandlungen auf Frauenquote in Aufsichtsräten
AVIVA-Redaktion

Lange war es ein politisches Streitthema, nun steht es im Koalitionsvertrag: Ab 2016 sollen die Posten in Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen mindestens zu 30 Prozent von Frauen ...




... besetzt werden. Die VerhandlerInnen in der Arbeitsgruppe Familie einigten sich auf diesen Kompromiss.

Im Falle eines Zustandekommens einer großen Koalition ist die Frauenquote in Aufsichtsräten eine beschlossene Sache. Die Maßgabe von mindestens 30 Prozent Frauen soll für Aufsichtsräte gelten, die ab 2016 neu besetzt werden. Darüber hinaus wollen die KoalitionspartnerInnen große Unternehmen bereits ab 2015 dazu verpflichten, eigene Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils auch in weiteren hochkarätigen Positionen, wie etwa im Vorstand oder in den obersten Management-Riegen, öffentlich zu machen. Diese Zielformulierungen und Definitionen werden künftig einen verbindlichen Charakter besitzen. Ein Grund dafür ist die wenig wirksame Selbstverpflichtung der Wirtschaft, mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände zu berufen. Denn: Zwölf Jahre nach der freiwilligen Selbsterklärung aus dem Jahr 2001 ist der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen mit 11,7 Prozent (Stand September 2013) noch immer unverhältnismäßig gering.

Noch im April dieses Jahres scheiterte ein rot-grüner Gesetzesentwurf zur Frauenquote vor dem Bundestag. Der damalige Vorschlag der Opposition sah vor, bis 2018 mindestens 20 Prozent aller Aufsichtsratsposten von börsennotierten Unternehmen mit Frauen zu besetzen, bis zum Jahr 2023 sollte die Quote auf 40 Prozent angehoben werden. Dass es vor diesem Hintergrund nun doch Kompromissbereitschaft bei der Union gab, zeichnete sich bereits ab. Aus einem "Nein" zu einer branchenübergreifenden, fest definierten Quote wurde einschränkend, in Bezug auf die Aufsichtsräte, ein "Ja".

Mit dem Entschluss, die Quote für Aufsichtsräte in den Koalitionsvertrag aufzunehmen, werden Union und SPD nicht zuletzt den Forderungen der zehn führenden Spitzenfrauen-Verbände gerecht: Anfang November richteten sich diese explizit an die KoalitionsverhandlerInnen und forderten für die kommende Legislaturperiode eine Aufsichtsratsmindestquote von 30 Prozent, "um die Monokulturen an der Spitze aufzubrechen", wie Anette Bruhns, Vorsitzende des Vereins "ProQuote Medien" stellvertretend für die Spitzenfrauen-Verbände verlauten ließ.

Schon mit der Kampagne "Spitzenfrauen fragen Spitzenkandidaten" setzten sich führende Frauen aus Wirtschaft, Technik, Medizin und Medien im Wahlkampf vehement für die Quote und frauenpolitische Interessen ein. Die Gesprächsprotokolle sind nachzulesen auf: www.spitzenfrauen-fragen.de
Dass nun der Anteil von 30 Prozent gesetzlich festgeschrieben wird, freut die Spitzenfrauen umso mehr, ist dies doch ein Wert, der es ermöglicht, Führungsstrukturen nachhaltig zu verändern. In diesem Sinne wertete auch die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig die Entscheidung für die Quote als ein wichtiges Signal für bessere Aufstiegschancen für Frauen und mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt. Seitens der Union verkündete die Verhandlungsleiterin Anette Widmann-Mauz, dass sie sich über eine "vernünftige Regelung im Sinne der Frauen" freue.

Auch AVIVA-Berlin freut sich über diesen Schritt in die richtige Richtung und unterstützt weiterhin die Forderung nach der Frauenquote für den Journalismus, in der Medizin und allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens.


(Quellen: www.spiegel.de, www.fidar.de)

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